So geduldig und urlaubend sie auch klingt - Rhiannon Bryan knallt die Faust auf den Tisch. "Hitch" sehnt sich nach Freiheit, Gleichheit und einer bunten, friedlichen Seifenblase als Welt.
THE JOY FORMIDABLE spielen Musik fuer das Indierock-Cafe des Vertrauens. Hier sitzt man und trifft und verliert sich, philosophiert und diskutiert, erinnert und entspannt - bis der Mandelmilch-Latte eigentlich bloss noch Alibi ist. "A Second In White" eroeffnet als eben solches Spektakel. Wunderbar vital aufgeschaeumter Pop unter der Laser-Augen-Stimme Bryans, zart instrumentiert und doch mehr als nur Hintergrundakustik zum Vorgluehen. Der Song ist der perfekte Opener fuer das dritte Album der Waliser: Spannungskurve und Gefuehle, dann rockt "Radio Of Lips" sich melancholie-verliebt und schwebend durch die Herzen einsamer Taenzer und Nachtgeister. "Liana" entpuppt sich als Kontrast voller Schwerelosigkeit und wahnsinnig detaillierter Instrumentierung. Viel zu entdecken gibt es auf dem Nachfolger zu "Wolf's Law" eh: Von geloester Verzerrung ("The Last Thing On My Mind") bis zur voellig introvertierten Interlude ("The Gift") reisen THE JOY FORMIDABLE mit Charme und Melone: "The Brook" wuppt Briana fast im Alleingang, waehrend "It's Started" sich bloss im Intro benimmt. Eine knappe Minute schraubt sich der Song durch seine Bestandteile, dann wird ein progressiv bluehender Schuh draus. Gitarren und Drums wickeln sich gegenseitig um den Finger, bevor das britische Trio mit "Running Hands With The Night" - dem laengsten Track der Platte - seinen raumfuellenden und anspruchsvollen Sound in vollem Umfang definiert. Eine Spur Flockenpop ala FLORENCE & THE MACHINE, ausreichend Pfund und Verschlungenheit aus der SILVERSUN PICKUPS-Bibel - oben drauf Angriffslust und Emotionen im Wechsel, verpackt in clevere Lyrics. "Fog (Black Windows)" ist noch nicht ganz wach aber trotzdem voll da, wo man THE JOY FORMIDABLE vermutet. Sollte das in Eigenregie aufgenommen und veroeffentlichte "Hitch" der Schritt aus dem Dunkel sein, ist er das Wagnis wert. Mandelmilch-Latte-Besteller weltweit wissen das nicht erst seit gestern.