Cali-Punk, die XYZ-te. Hier, wo die Traeume manchmal sogar groesser sind als in Texas, wird die Idee oft schneller Wirklichkeit als einem Recht ist. THE LAST GANG entschieden sich inmitten dieses Dschungels aus Plastikmuell und Kulturerbe zu Recht fuers Punkband-Dasein. Mit dem Schwalbentattoo auf dem Oberarm in die Fussstapfen von RANCID, den DESCENDENTS oder TIME AGAIN geboren zu werden, ist nicht unbedingt was fuer jedermann/jederfrau - alle Male aber fuer Brenna Red, Robby Wantland und Sean Viele.
THE LAST GANG sind nicht neu, nur hat sich das Trio aus Orange County in den letzten zwei Jahren neu positioniert. "Keep Them Counting" klingt so wie sein (recht einfallsloses) Cover aussieht: Rotz, Benzin, Selbstbewusstsein. Die Stimme von Red riecht nach Bierdose und Surfbrett zugleich. "Affairs To Remember" oder "Blood Drunk" machen keinen Hehl aus ihrer Kinderstube: Brody Dalle gruendet einen untergruendigen Kneipenkult mit Gwen Steffani, Bradley Nowel und Tim Armstrong - Fat Mike und Garett Dale erbetteln Mitgliedschaft. Die elf Songs klingen groesstenteils austariert und charmant, zu Teilen aber auch zu sehr an den (Dalle's?) Haaren herbeigezogen. "Identity" etwa oder "Salvation" sind tight gespielt und bieten eine solide Grundierung fuer die Stimme von Frontfrau Red. Dann haben es "Sing For Your Supper" und das elegante "Strange Fruit" schwer, den Kopiestempel von der Stirn zu schwitzen. Basslines, der kratzige Stimmeinsatz und manchmal sogar ganze Textzeilen klingen wie eine DISTILLERS-B-Seite - oftmals fehlt es THE LAST GANG einfach an Persoenlichkeit und Kreativitaet. Der mitreissende Midtempokracher "Believe In The Poet" stellt sich dem ebenso wenig wirkungsvoll in den Weg wie der Gastauftritt von MOTORHEAD's Phil Campbell bei der heimlichen SUICIDE MACHINES-Verbeugung und dem eigentlichen Albumhit "Salvation For The Wolves". An Schmackes und Mittelfinger wollen die drei frisch motivierten Kalifornier nicht sparen - hier ein Paar Takte Offbeat, da ein bisschen Hardcore mit ehrlicher Frauenpower. Getraeumt wird gross, gehandelt noch eher zoegerlich auf dem Albumdebut von THE LAST GANG - aber die Portion Luft nach oben schmeckt hier keinesfalls zäh oder droege.