Mit einer EP, einem Album und einigen prestigesträchtigen Touren im Vorprogramm von Größen wie ANTHRAX, KILLSWITCH ENGAGE und IRON MAIDEN können THE RAVEN AGE für eine noch recht junge Band schon auf einen erstaunlichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Etwas familiäres Vitamin B war dabei sicherlich nicht ganz unschuldig, handelt es sich bei Gitarrist und Mitgründer George Harris doch um niemand Geringeren als den Filius von MAIDEN-Chef Steve Harris höchstselbst.
Ein wenig Support durch den Herrn Papa, denn der Name Steve Harris öffnet sicherlich so einige Türen, ist natürlich nicht verwerflich. An Professionalität mangelt es jedenfalls nicht und auch Talent ist bei THE RAVEN AGE definitiv vorhanden, zum ganz großen Wurf fehlt es dem Songmaterial jedoch auf Albumlänge noch ein wenig an Dringlichkeit. Dabei gerät der Einstieg ins neue Album "Conspiracy" mit den beiden Ohrwürmern "Betrayal Of The Mind" und "Fleur De Lis" eigentlich recht vielversprechend. Mit neuem Mann am Mikro setzen THE RAVEN AGE im Grunde auf die gleichen Zutaten wie schon zuvor. Geboten wird ein instrumentales Fundament aus melodischem Metalcore, während Neuzugang Matt James fast komplett auf Klargesang setzt. Stimmlich unterscheidet er sich dabei kaum von seinem Vorgänger und auf die genretypischen Shouts wird weiterhin nahezu gänzlich verzichtet.
Dabei muss man unweigerlich an die jüngeren Eskapaden von BULLET FOR MY VALENTINE oder die melodischeren Anwandlungen von TRIVIUM denken, wobei THE RAVEN AGE dann doch etwas treibender als erstere, jedoch auch deutlich weniger metallisch als letztere unterwegs sind. Am nächsten kommt man stilistisch vielleicht den Landsleuten von BURY TOMORROW, stellt man sich diese ohne Shouts vor. Und hier liegt eben die Crux. Matt James ist ein begabter Sänger mit einer kraftvollen Stimme und THE RAVEN AGE schaffen es zweifellos, das ein oder andere mal den Haken zu versenken. Auf Albumlänge wirkt das Material aber zu oft auf den großen Refrain hin konstruiert und lässt dabei die Dynamik vermissen, die eben bei einer Band wie BURY TOMORROW durch das Wechselspiel aus kernigem Gebrüll und eingängigem Klargesang entsteht.
Wenn THE RAVEN AGE weiterhin auf ihrem Konzept beharren wollen, dann wäre ein musikalischer Schlenker in Richtung des prominenten Papa Harris vielleicht gar keine so schlechte Idee. Das ohnehin schon starke Augenmerk auf Melodiösität könnte man mit einer verstärkten Integration von Elementen aus dem klassichen Heavy Metal so weiter in den Mittelpunkt rücken, ohne dabei insgesamt zu soft zu werden. Hat ja z.B. bei AVENGED SEVENFOLD auch sehr gut funktioniert. Aktuell fehlt es THE RAVEN AGE jedenfalls nicht an Professionalität und Eingängigkeit, das Songmaterial lässt sich aber leider noch zu leicht auf "Metalcore ohne Shouts" reduzieren.