Bereits auf ihrem 2017er Debüt huldigten die Saarländer THE SPIRIT dem melodischen Blackened Death Metal schwedischer Bauart und eiferten damit dem Erbe von Bands wie DAWN, SACRAMENTUM, MÖRK GRYING, UNANIMATED, NECROPHOBIC und allen voran DISSECTION nach. Ein "Storm of the Light's Bane" wirft schließlich trotz Jon Nödtveidts späterer geistiger und muskialischer Verirrungen auch heute noch einen mächtigen Schatten und gilt nachwievor als Referenzwerk des Genres.
Nun möchte man sich als Rezensent ja vor Lobhudelei nicht überschlagen, aber "Cosmic Terror" bedeutet einen enormen Sprung für die Schweden-Jünger aus Saarbrücken. Wo auf "Sounds of the Vortex" im wesentlichen noch (sehr kompetentes) Malen nach Zahlen betrieben wurde, nehmen THE SPIRIT nun selbst den Meisterpinsel in die Hand. Im Fall von "Cosmic Terror" bedeutet das zwar nicht, dass das Genre eine Revolution erfährt, denn die oben genannten Referenzen sind weiterhin allgegenwärtig, allerdings spielen THE SPIRIT den bekannten Stil hier so nah an der Perfektion, dass es jedem Fan dieser Spielart eine reine Freude sein dürfte.
Schon "Serpent as Time Reveals" peitscht einem zur Eröffnung die charakteristische Mischung aus todesmetallisch sägenden Riffs, düster melodischen Leads sowie einem stets treibenden Vorwärtsdrang um die Ohren, während Bandkopf M.T. der Hörerschaft seine Lyrics in keifender Black-Metal-Manier entgegengiftet. Damit ist der Song gleichsam Blaupause wie auch ein zukünftiger Genreklassiker, denn viel besser kann man diesen Stil kaum spielen. Und genauso stark geht es dann auch weiter, ob nun eher flott wie bei "Strive For Salvation" oder im erhabenen Marschtempo eines "The Path of Solitude". Besonders schnell ins Gedächtnis fräsen sich außerdem das mit einem epischen Mittelteil und einem furiosen Finale versehene "Repugnant Human Scum" und das unablässig nach vorne preschende "Pillars of Doom".
Das Album entfaltet einen hypnotischen Sog, der einen erst loslässt, wenn der letzte Ton verklungen ist und gestaltet sich zwar einprägsam aber nicht eingängig im massentauglichen Sinne. Dass man bei aller Treue zu den Vorbildern durchaus auch eigene Akzente im petto hat zeigt sich immer wieder in kleinen Details, ganz besonders aber beim nahezu progressiv anmutenden Abschluss des titelgebenden Instrumentals, dessen melodische Gitarrenarbeit man von den finsteren Schweden so vermutlich nicht gehört hätte. Trotzdem lässt "Cosmic Terror" natürlich keine Fragen über die Einflüsse der Musiker offen, besonders das Erbe von DISSECTION ist allgegenwärtig, jedoch zum Glück ohne den kranken ideologischen Unterbau.
Was auf dem Papier vielleicht wie ein einfallsloser Abklatsch ohne jede Eigenständigkeit klingen mag, gerät in der Realität zu einem Triumphzug, den so seit langem kein Genre-Verteter mehr hingekriegt hat. Und nein, auch "Cosmic Terror" ist kein neues "Storm of the Light's Bane", es ist aber verdammt nah dran und THE SPIRIT sind aktuell zweifellos die stärksten Erbverwalter des ursprünglichen DISSECTION-Sounds. Man darf nun gespannt sein, wie sich die Band zukünftig weiterentwickelt, denn signifikante stilistische Änderungen hat M.T. in diversen Interviews bereits angekündigt. Das macht Sinn, denn hier ist nun eigentlich alles gesagt.