Holla, kaum glaubt man alle geilen Releases des ausgehenden Jahres 2015 gehört zu haben, da flattert einem nahezu pünktlich zum Weihnachtsfest und kurz vor dem Jahreswechsel die Debüt-EP der Frankfurter THE TEX AVERY SYNDROME ins Haus. Ok, das Teil wurde schon im Oktober releast, ich lasse das aber mal ausnahmsweise als musikalisches Weihnachtsgeschenk gelten. Mit "Wolfcity" haben die Dame und die vier Herren vom Main jedenfalls ein ganz schönes Metalcore-Brett als Einstand vorgelegt, wobei die Betonung hier deutlich auf Metal liegt.
Das Intro "Sink" eröffnet die EP mit einem EBM-Beat und ein paar elektronischen Spielereien, bevor es in ein fettes Hardcoreriff übergeht und Shouterin Laura Gierl gleich mal klar macht, dass wir hier keinen zarten Elfengesang zu hören kriegen werden. Beim "Song For Edda" wird dieser Eindruck dann auch direkt schlagkräftig bestätigt, mit einer Mischung aus modernem Death Metal à la HEAVEN SHALL BURN, wuchtigem Hardcore und ganz alten MACHINE HEAD stampft die Midtempo-Nummer durchs Unterholz wie eine Horde wütender Berserker. Das kräftige Organ der Dame am Mikro lässt dabei so manche Shouterkollegen und Kolleginnen ziemlich alt aussehen, stellenweise erinnert sie tatsächlich ein wenig an eine etwas flexiblere Variante von Marcus Bischoff von HSB. Da gibt es wahrlich schlechtere Vergleiche, also: gut gebrüllt, Löwin!
Nach einem kurzen Filmzitat aus "Taxi Driver" wird das Tempo beim folgenden "Zombination" etwas angezogen, ein flotter Bastard aus modernem Thrash und Hardcorepassagen, der zum Headbangen einlädt und gut nach vorne geht. "Old Enough" beginnt mit einem Sample der südafrikanischen Hip-Hop-Weirdos DIE ANTWOORD und legt daraufhin einen mörderischen Groove an den Tag, der erneut von kurzen Thrasheruptionen aufgelockert wird.
Auch wenn sich die Songs qualitativ nicht viel nehmen, so stellt "How To Carry The World" doch das heimliche Highlight der EP dar. Die Nummer setzt sich mit ihrer dominanten Gitarrenmelodie rasch in den Gehörgängen fest und vereint sämtliche Stärken der jungen Truppe, die hier ein außerordentlich gutes Gespür für Melodien, Rhythmik und dynamisches Songwriting beweist. Der abschließende Titeltrack erinnert stellenweise wieder ein wenig an HEAVEN SHALL BURN, ist jedoch melodischer und eingängiger als die jüngsten Veröffentlichungen der Thüringer und bringt durchaus genug Eigenständigkeit mit.
Ich muss sagen, ein überraschendes und rundum gelungenes Stückchen Lärm haben THE TEX AVERY SYNDROME uns hier zum lautstarken Jahresausklang kredenzt. Klar, gewisse Einflüsse sind kaum zu überhören und das Rad erfindet man sicherlich auch nicht neu, trotzdem kocht der Fünfer mit bekannten Zutaten ein angenehm eigenständiges Süppchen und macht vor allem zweierlei: Spaß und Lust auf mehr!
Also, wenn eure Neugier nun geweckt ist, schaut doch einfach mal auf der Facebookseite der Band vorbei. Dort könnt ihr z.B. das Video zu "Wolfcity" anchecken oder auch gleich die EP inklusive ein paar netter Gimmicks für wirklich kleines Geld erstehen. Lohnt sich definitiv!