Mit ihrem sechsten Album legen THE WONDER YEARS endgueltig Spitznamen und Plattitueden ab und ziehen als einer der letzten Hoffnungskaempfer des Poppunk in die Geschichte ein.
Der Mensch altert – egal ob Harald Schmidt oder Dan „Soupy“ Campbell. Mit dem Alter kommen Einsicht und Verstaendnis sowie das Wagnis zu hinterfragen. Wohin mag sie fuehren, diese nimmersatte Strasse namens Leben? Campbell filtert und gruebelt – aber faende er eindeutige Antworten waere sicher keine neue THE WONDER YEARS-Platte daraus geworden. Dennoch ist „Sister Cities“ bemueht wie kaum ein Partner aus der Branche und haelt Ausschau nach Regeneration und Bestimmung. Das heisst noch lange nicht, dass die grossen Refrains der Dramatik und Verdrossenheit weichen. Perfekte Beispiele sind die beiden Vorabsingles „Pyramids Of Salt“ und der Titelsong selbst. Grosse Rockmomente vs. kleine Hoffnungsschimmer. Campbell klagt und trauert im Opener „Raining In Kyoto“ und sinniert zu „Flowers Where Your Face Should Be“: „Pieces of us in the morning sun / Sleeping bags under the 101/ She takes off his glasses and she falls asleep again / They don't got much but goddamn they got love“.
Unter waermenden Gitarren schaut Campbell auf den Verlust von Familienangehoerigen oder den Plus-Minus-Effekt des Nachhausekommens. Songs wie „The Ghosts Of Right Now“ oder „It Must Get Lonely“ sind Hin- und Hergerissen zwischen Aufgeben und Neustart - und oftmals gefaehrlich detailliert. „I'm a specter in the dim light on the flowers by the grave in the Montmartre in Paris / Where the crows seem to know my name and they left footprints in the snow“.
„Sister Cities“ ist das Leben nach dem Poppunk und es steht THE WONDER YEARS beinahe noch besser als der Transit-Sound auf etwa „The Greatest Generation“. Das Songwriting geizt weder mit Selbstbewusstsein noch mit Finesse. Was kommt nach THE WONDER YEARS 2.0? Die Welt zu Fuessen, bleibt zu hoffen.