Wenn man die erste Platte von THIN ICE von außen betrachten würde, könnte man gleich den Klischeehammer rausholen und ordentlich zulangen. Das Comiccover erinnert einen sofort an die glorreichen Tage des NYHC und könnte ebenso von 25 TA LIFE, CROWN OF THORNZ oder WARZONE stammen. Zudem der markante Bandname in gefrorenen Blockbuchstaben, welcher als Logo schon wirklich cool aussieht und sich auf Merchartikeln bestimmt gut vermarkten lässt. Inhaltlich weiß man dann schon vor dem Hören, was einen erwartet: Oldschool-HC einer Band aus Deutschland, die gerne in New York leben würden. Also alles das, was man seit Anfang der 1990er schon x-mal gehört hat und das Rad von europäischen Szenegrößen a la RYKER´S, BRIGHTSIDE, PUNISHABLE ACT oder ONLY ATTITUDE COUNTS ellenlang bearbeitet wurde. Lohnt sich also THIN ICE?
Auf jeden Fall. Schon der Opener „Icetro“, ein kleiner Augenzwinker-Mosher in Anlehnung an derbe Crossoverveteranen wie S.O.D. oder ANGEL CREW ballert den Weg in eine frische, abwechslungsreiche Hardcore-EP. Sicherlich wird hier genau das aufgefahren, was ich im Schlusssatz des ersten Abschnittes ansprach, aber der 4er aus Schweinfurt macht seine Sache echt gut. Mit Vollgas wird die NYHC-affine Oldschoolsau durchs Dorf getrieben und man tobt sich mit brachialem Shouting, einer Menge Crewshouts und Pitattacken sowie Moshparts aus. Aber THIN ICE haben noch andere Stärken am Start, so überraschen die Jungs mit einigen geilen Gitarrenparts wie etwa auf „Where has it gone“ oder dem melodiösen „No tears fort the past“.
Summa summarum ist „Keep It Alive“ trotz aller vorherigen Klischees eine richtig runde Sache geworden und sei allen HC-Freunden empfohlen, die mal wieder ein bekanntes Genre abchecken wollen, welches ideenreich interpretiert wurde. Veröffentlicht wird die auf 200 Stück limitierte 7-Track EP übrigens von Farewell Records aus Dresden. Zum Ende noch eine kurze Message an den Kollegen Simon, welcher als Mitbegründer des Online-Zines AWAY FROM LIVE hier als Sänger auftritt: „Sehr geile Scheibe und guter Job am Mikro, bro! See you in the pit!“