TINY MOVING PARTS sind wie das Kleinkind, dem ueberraschend die Pommes runterfallen. Nix Boeses wollen. Nur das salzige, erfrischende Erlebnis von Freibad und Unbeschwertheit geniessen bevor es nach Vorschrift weiter geht. "Swell" verkoerpert zehn Mal diese Unverbluemtheit. Ketchup, Mayo, Verzerrerpedal - you call it.
Denn wo bitte trifft man PROTEST THE HERO und DASHBOARD CONFESSIONAL auf denselben zwoelf Quadratmetern und tanzt und schnaubt und leidet mit voller Inbrunst? Wo passt eine Platte ebenso ins Vorprogramm von THE WONDER YEARS wie aufs Mixtape zwischen RED CITY RADIO und FJORT? Das Besondere an "Swell" ist die Energie, die nicht ein einziges Mal Luft holen muss - aber diese zu Hauf unter den Fuessen hat. "Feel Alive" ist straighter, lauter Punkrock, Marke Trickkiste. Spannende Fills, Breaks und Frickelgitarren gibt es auch bereits im Opener "Applause" zu hoeren. Emo, Rotz und Feingefuehl zugleich meinen "Malfunction" oder "Wildfire". Aehnlich wie im Hause PUP beherrschen TINY MOVING PARTS vertracktes Songwriting ebenso wie extrem formbaren und dringlichen Gesang, der hier aus den Kehlen von Dylan Mattheisen und Basser Matthew Chevalier stammt. "Caution" - ein facettenreiches Highlight und klar einer der zahlreichen Glanzmomente von "Swell".
Melodien und Catchyness verknuepft das Trio aus Minnesota mal mit Hardcore und Poppunk, dann mit Fingerzeig in Richtung MONEEN, um den Namedropping-Guertel enger und enger zu schnallen. Hilft alles nichts. "I am meaningless, I serve no purpose. I gotta be worth something" traellert Mattheisen bei "It's Cold Tonight", bei dem auch erneut Kelc Galluzzo am Mikro aushilft. TINY MOVING PARTS fuehren Groove, Verspieltheit und Posthardcore zusammen an den Altar und ueberschuetten diesen grinsend mit Benzin. "You're warm, I'm cold, there's no argument / I shrunk, you grew / I just can't pretend to be something greater than me". Am Ende verbleibt das hungrige Kleinkind als Gewinner.