Was das wohl wieder soll: Kruder Titel, seltsamer Bandname und überhaupt, was ist denn das für ein Artwork? Das kann doch gar nicht taugen. Oder?
Die Auflösung direkt vorweg: Doch, kann es. Und man muss anfügen: Natürlich. Denn TRIXSI stellt die neueste musikalische Spielwiese für Vollblutentertainer und Berufsesel Jörkk Mechenbier dar, seinerseits Vorsteher der Post-Punks LOVE A und extrovertiertere Hälfte des „Künstler-Duos“ (Wikipedia) SCHRENG SCHRENG & LA LA. Nun wäre es nicht nur äußerst unfair, eine Band aus fünf Individuen auf ihren Frontmann zu reduzieren, es wäre auch grob nachlässig, zu verschweigen, dass sich bei TRIXSI ein guter Teil der jüngeren deutschen Indie- und Punkszene versammelt: So nehmen die HERRENMAGAZIN-Mitglieder Paul Konopacka und Torben Leske, sowie FINDUS-Gitarrist Kristian Kühl und ex-JUPITER JONES-Bassist Klaus Hoffmann die Aufgabe an, das musikalische Bett zu bereiten für den lyrischen Output ihres Frontmanns. Dieser bewegt sich wie gewohnt irgendwo zwischen scharfzüngiger Alltagsbeobachtung („Trauma“) und fast-dadaistischer Schimpftirade („Autobahn“). Scheuklappenfrei bedienen sich TRIXSI bei fast allen Spielarten, die sich grob unter „Indie“ zusammenfassen lassen: Knalliger Post-Punk („Wannabe“), zackiger ARCTIC MONKEYS-Brit-Pop („Autobahn“) oder US-Slacker-Indie im Geiste von SEBADOH („Stetig/Redlich“) oder BUILT TO SPILL („Ab Morgen“) – oder wie die Band es selbst zusammenfasst: „Bisschen Keller, bisschen dreckig, bisschen Rock, ganz viel Hamburg“. Kann man so stehen lassen. Denn, machen wir uns nichts vor, eine Band mit Mechenbier-Beteiligung lebt immer zu einem guten Teil von Text und Vortrag. „Frau Gott“ macht keine Ausnahmen und versammelt in elf Songs unzählige grandiose Zeilen, wie im twangigen Indie-Hit „7 oder 9“: „Als mir noch alles scheißegal war / Da war ich sieben oder neun / Im Fernseher lief nur geile Scheiße / Mama ließ das Badewasser ein / Das war geil!“ – wer hier schulterzuckend „Echt jetzt?“ sagt, hört besser in den überlangen Titelsong rein: „Mama hat gesagt, dass sie den Papa nicht mehr mag, wegen dem Geld / Schüler hat gesagt, dass er die Schule nicht mehr mag, wegen Asbest / Tochter hat gesagt, dass sie nicht gern Geburtstag hat, wegen den Kerzen / Und das Reh, es hat gesagt, dass es den Jäger nicht mehr mag, wegen dem Schrot“. Der Refrain malt dann ein maximal unkonventionelles Bild von Gott: Weiblich, schwarz, lesbisch, voller Resignation gegenüber ihrer eigenen Schöpfung. Zugegeben: Man muss Texten dieser Art schon ein gewisses Wohlwollen entgegenbringen. Wenn man das tut, findet man aber sicher auch die Spoken-Word-verzierte German-Angst-Hymne „Menschen“ toll, die mit dem schlurfigen Beat und der traurigen Gitarre auch musikalisch überzeugt. Der Hit im eigentlichen Sinne findet sich dann in der Single „Trauma“: Melancholische Strophe, kraftvoller Chorus, textlich anrührend mit unschuldiger Naivität („Guten Morgen lieber Schmerz, kommst du bitte nicht mehr heim? / Ich weiß gar nicht mehr, was ich dir sagen soll“). Bei aller Lobpreisung: Die volle Genialität von „Frau Gott“ offenbart sich nicht im ersten Durchlauf - und auch nicht im zweiten. Doch mit jedem Mal erschließt sich das musikalische Konzept ein wenig mehr, setzen weitere, zunächst nebensächlich wirkende Zeilen kleine Widerhaken, bis man irgendwann, fast unmerklich, ganz tief drinsteckt in der eigenwilligen Welt von TRIXSI. Und irgendwie auch nicht mehr raus will.
Wem LOVE A zu unterkühlt sind und SCHRENG SCHRENG & LA LA zu eindimensional, der findet in TRIXSI - mit etwas Geduld - vielleicht seine neue Herzensband. Der angenehm rumpelige Indie von „Frau Gott“ hat jedenfalls Potenzial, die heimische Indieszene zu erobern.