Haette man die Goetter des Punkolymps vor drei Dekaden um ihre Meinung gebeten, ob sich Jack Grisham und Co. jemals fuer eine Releaseheimat wie Rise Records qualifizieren - es haette wohl Starkstrom und Pruegel gehagelt. Viele(s) haben T.S.O.L. mittlerweile hinter sich gelassen oder gebracht, somit gleichen alle Grenzen fuer einen "Neustart" quasi von Null an dem Erdboden. Surf, Wave, Punk, Glam - egal: "The Trigger Complex" macht Spass und kann im Hier und Jetzt mithalten.
Dafuer sorgt unter anderem die praesente Orgel, mit der Keyboarder Greg Kuehn aus der Versenkung zurueckkehrt. "Sometimes" oder "Satellites" sind wavige Surfpunk-Dreiminueter, die so Orange County sind wie nur geht. Grisham trumpft mit melodischem, flaechigem Gesang, Hooklines, Choere - alles mit Substanz und Charakter. Sogar noch spannender machen es die Kalifornier mit dem psychedelisch-pragmatischen "Strange World", welches irgendwo zwischen HUSKER DU und THE ADICTS einkehrt. Auch der haemisch-duestere Schunkler "Why Can't We Do It Again" klingt irgendwie genauso frisch und jugendlich wie ausgewachsen und tiefenentspannt. Oftmals schmueckt sich die Ernsthaftigkeit der Lyrivs kaum mit dem sonnigen Sound der "TRUE SOUNDS OF LIBERTY", dennoch ist die Mehrzahl der dreizehn Songs im Herzen eindeutig Punk und ungestuem - und findet irgendwo zwischen THE DAMNED, YOUTH BRIGADE und den ersten Wellen eines suedkalifornischen Sonntagmorgens statt.
"Going Steady" ist 4/4-treuer Heartland-Rock auf Steroiden, der Opener "Give Me More" lebt von hyperaktiven Rock'n'Roll-Drums. T.S.O.L. zwar bleiben auf "The Trigger Complex" keinem wirklichen Stil aus ihrer Vergangenheit treu, aber haben mit ihrem elften Album eine einheitliche und bestaendige Platte gemacht, an der sich die "alte Brigade" auf demselben Niveau die Zaehne ausbeissen darf, wie Freunde von THE CURE oder FIDLAR - der Band von Kuehns Sohn. No future, egal. Surfen, rebellieren, diskutieren, kiffen, na gut. "The Trigger Complex" findet den Mittelweg und laesst ihn angenehm zeitlos klingen.