AGAINST ME! haben vor einigen Jahren unseren einstigen Lieblingsradlerhosen- und Bandanaträger mit Profilneurose neu erfunden. TACKLEBERRY aus Kiel tun selbiges mit dem Plattentitel eines der besten Alben seiner Band. Rotzigen, rockigen, mitunter hochmelodischen Old School Hardcore(PUNK!!!) mit erhöhtem Reflexionsvermögen gibt es gratis obendrauf. Der junge Axl Rose würde sich freuen
Wäre er wider Erwarten doch genervt vom angepissten und hektischen Hardcore der Nordlichter, er müsste nicht allzu lange ausharren. Nach knapp vierzehn Minuten ist nämlich bereits alles gesagt auf dem zweiten (Fast-)Album der Band. Dazwischen serviert uns der Vierer aus dem deutschen Norden qualitativ hochwertigen, angefressenen Hardcore, der sehr schnell auf den Punk(t ) kommt. In einigen rockigen Momenten blitzen Bands wie ANOTHER BREATH auf, dann wiederum schauen die SHOOK ONES um die Ecke mit dieser rumpeligen Melodieseligkeit, die sie sich bei KID DYNAMITE und LIFETIME geborgt haben. Während der titelgebende Opener schön dreckig und basslastig mit ordentlich Feedback den Mittelfinger langsam hochfährt, überführt 'Group Sociology, Lesson One' Melodik und Kumpelchöre in einen Hardcore-Kontext. Der Rest des Materials liegt gekonnt irgendwo dazwischen (eigentlich logisch bei der Auswahl ). Ob 'Modern Wife Is Law' als Kommentar zur Gender-Debatte der Jurisprudenz gelesen werden kann, konnte übrigens nicht geklärt werden. Der Text wurde im schön gestalteten Booklet schlichtweg vergessen. Bands wie TACKLEBERRY jedenfalls bleiben der schlagende Beweis dafür, dass es zwischen den Polen Infantilität (siehe GOOD CLEAN FUN) und dem Musizieren mit einer durchgeladenen Schreckschusspistole zwischen den Beinen immer noch erfrischende Alternativen gibt. Hardcore bewahre dir deine Vielfalt
Tracklist:
01: Reinventing Appetite For Destruction
02: Aint No Glam At Eight AM
03: You Simply Cant Rely On Hearts
04: Lets See What Happens
05: Sure No Good For A Do-Gooder
06: Un-Fuckwithable
07: Modern Wife Is Law
08: Group Sociology, Lesson One