Plattenkritik

Tall Ships - Everything Touching

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Release Date: 09.11.2012
Datum Review: 05.12.2012

Tall Ships - Everything Touching

 

 

Einmal um die halben Postrock-Globus geschlittert und geflogen, gekrochen und gesprintet, um dann mit Pauken und Trompeten treffsicher in den Heimathafen zurückzukehren. Positionslampen oder Satellitenschnickschnack sind bei dieser Band aus dem westlichsten Zipfel Englands nicht auszumachen. Aufgrund einer weit ausgelegten musikalischen Spielwiese würde es der Kompassnadel sowieso den Appetit verderben.

Fallmouth heißt dieser Heimathafen und ist bekennend nah am Wasser gelegen - so dass TALL SHIPS sicher genug üble Rhetorik über sich ergehen lassen müssen. Aber das Trio weiß nicht zu wehren: „Everything Touching“ ist Zurückhaltung und Ansturm in einem. Gebaut auf einem Gerüst aus klassischer Rockmusik und freundlicher Atmosphäre, verfeinert mit schwebenden Melodien („Phosphorscence“), penibel gestricktem Bug („T=0“) oder geschichtetem Mantel von FOALS bis BATTLES legen die drei Herren nach vorsichtigen EP-Schritten im LP-Gewand nach. Die dreiviertel Stunde ist gespickt mit Instrumentierungen und Soundstapeln, die zwischen Mathrock und Schlummertrunk mit „Gallop“ auch mal einen grinsenden SMITHS-Moment ausspucken – und sich mit „Books“ um verträumte Hitmomente kümmern.

Als „progressiv“ und „gerne ausschweifend instrumental“ sind dabei die Ziele von TALL SHIPS in deutlichen Lettern benannt, von denen sich die Band nicht zu wenige auf den Workoutplan gekritzelt hat. Die zehn (oder besser neuneinhalb) Tracks auf „Everything Touching“ atmen mal aufgeregt und mal scheintot, halten sich im einen Moment friedlich an der Hand, um sich im nächsten aufgewühlt anzufauchen. „Idolatry“ stellt sich durch seinen gelassenen Aufbau als Glanzbeispiel dar, ist aber wie jedes der enthaltenen Werke keinem anderen untergeordnet oder überlegen.

„Everything Touching“ findet sich schlicht zurecht mit der Zeit und folgt seiner schizophrenen Sandkastenliebe, bis „Murmurations“ nach neun Minuten die Puste ausgeht. Und hat man die vorangegangenen Minuten aufmerksam verfolgt, kann man sicher sein, dass bei TALL SHIPS daran nicht der Zigarettenkonsum Schuld ist.

Trackliste:

01. T=0
02. Best Ever
03. Phosphorscence
04. Oscar
05. Ode To Ancestors
06. Gallop
07. Idolatry
08. Send News
09. Books
10. Murmurations

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.