Die Flasche dreht sich klirrend auf dem kalten Fußboden, wird langsamer, kommt zum Stehen und zeigt auf fünf gespenstisch motivierte Rekruten aus Hannover. An ihnen ist es nun, sich seelisch der ewigen Jugend zu verpflichten, einen Song über das Ausscheiden Ted Bundys zu komponieren oder bandinternes Mobbing-Abitur mit Glanznote zu absolvieren. Tolle Vorbilder also.
Dabei haben TEENAGE LOVE GUNS der ach so hochgespülten „Punk“-Szene etwas Gewichtiges voraus: Statt kleinlaut von außen nach innen zu frönen, wie von Folkstempel oder Mumu-Core-Gestalten derzeit oft selbst zu Grabe getragen, besinnen sich Käpt´n Fettsau, King Kotlett und Co. ihrem wahren Charakter: Hummeln im Arsch und eine rohe Breitseite, wie sie einst die BOMBSHELL ROCKS oder THE FORGOTTEN erklimmen konnten. „Aimless Life“ sabbert ohne Feinschliff oder Goldkrönchen, im Opener „Modern War“ zählen umarmende Chöre mehr als ein technisch schlipstragendes Gitarrensolo. Die Debüt-EP der Niedersachsen kommt auf giftgrünem 10“-Vinyl und ist so authentisch und bodenständig produziert wie Lee Majors hinterm Steuer sitzt.
„1989“ pumpt trotz sonnigem Beigeschmack Bolzplatzblut durch die Adern, „My Own Way“ ist nicht weniger eine deutliche Ansage aus dem Nähkästchen von Sänger Slomi. Den handwerklich lupenreinen Clown brauchen TEENAGE LOVE GUNS nicht zu frühstücken - dafür stammt die „Modern War EP“ aus einem zu ehrlichen sowie draufgängerischen Hause und sättigt mit Dynamik und diesem herrlich direkten Druck, der Helden wie die STIFF LITTLE FINGERS auf allen elitären Hochzeiten tanzen ließ. Das Klangbild rebellisch und im Herzen blutjung, radiert diese Sing-A-Long-Gang akkurat die Pausen vom Stundenplan wie eine Dreijährige, die ausgeschlafen auf dem Abenteuerspielplatz ausgesetzt wird.
Trackliste:
1. Modern War
2. Aimless Life
3. The Last One Around
4. My Own Way
5. 1989