Keine Panik, nichts Metaphysisches hier, nur Hardcore: „Hardcore’s running through my veins, without you who the fuck would I be?” Viele Besetzungswechsel, eine beispiellose rund-um-die-Welt-Sticker-Kampagne, das Hochhalten alter Hardcore-Werte, eine WARZONE-Referenz im Albumtitel: Nicht wenigen dürfte der Albumtitel des neuen TERROR Albums bereits seit Monaten bekannt sein. Bedeutet die gedankliche Rückkehr zur Basis auch eine Rückkehr zu alter Durchschlagskraft? TERROR retten sich ein Stück weit selbst.
Es soll Menschen geben, die pflastern mit TERROR Aufklebern ihre gesamte Einbauküche zu. Wieder andere sind sich nicht zu schade sich – bereits Monate vor Veröffentlichung und somit hörbaren Ergebnissen – den Albumtitel quer über den Körper tackern zu lassen. Wer in den letzten Monaten TERRORs-Albumblog verfolgt hat, der weiß jetzt wie man in Zeiten von Torrents, überlaufenen sozialen Netzwerken und bösen Musikjournalisten die Verbindung zur Basis hält. Indem man einen kleinen Mythos aufbaut, dessen kleinster gemeinsamer Nenner schlichtweg Hardcore heißt. Bisschen mit Kollegen anderer Bands abhängen, sich im Tattoostudio ablichten lassen, paar Bilder von stolzen Familienvätern, irgendwo im Hinter- oder Vordergrund immer die vier magischen Wörter: "Keepers Of The Faith". Das klingt rund. Nach alten, den echten Werten. Straßengeerdet. Nach einer Rückbesinnung auf einstige Großtaten. Ein Schelm, wer hier an Brusthaare und Bon Jovi denkt. Oder an Kanonenfutter für die God Free Youth.
"Keepers Of The Faith" ist dann tatsächlich so etwas wie eine gemäßigte Frischzellenkur. Ein Stück weit melodischer, zwingender, no frills, stringenter als der Vorgänger, keine Experimente. Natürlich, sind ja auch TERROR. Bereits 'Your Enemies Are Mine' wummert recht befreit aus den Boxen. Verflucht eingängig, ein bisschen Thrash, ein wenig Punk (passiert hier noch häufiger), ein Breakdown und Schluss. Das sind so die Kernkomponenten. Dazu ein glänzend aufgelegter Scott Vogel, der auf dem Promofoto tatsächlich derart selbstzufrieden und überhaupt nicht viril posend in die Linse grinst, dass man ihn glatt drücken möchte für viele schöne Momente voller „Stagedive Bonanza“ und „Positive Aggression“. Jetzt mal nicht übertreiben. Wo bitte ist hier der musikalische Mehrwert? Wo SICK OF IT ALL immer noch auf die durchschlagende Hymne bauen, MADBALL schlichtweg auf urbanen Groove, staksen TERROR immer noch weniger grobmotorisch als HATEBREED durch Hardcorehausen. 'You’re Caught' ist im besten Sinne NYHC geschulter Streetpunk, um dann doch wieder in galoppierendes Thrash-affines Riffing auszubrechen. 'Shattered' eine kleine Groovegranate mit stimmiger Atmosphäre und 'Return To Strength' (wieder viele hölzerne Titel hier) steht zu seiner Melodik. Natürlich, die schnellen Reißer, diese recht unspektakulären aber effektiven typischen TERROR Songs, gibt es immer noch. Sie machen aber irgendwie mehr Spaß als auf dem Vorgänger. Der Titelsong gräbt sich durch ein pathetisches Intro, geht über in einen Stampfbeat, arbeitet wieder mit so einem latenten Punkflair und entfaltet sein Hitpotential gedoppelt durch David Wood (DOWN TO NOTHING, jetzt auch Mann am Bass bei TERROR). Dem hätte man das Mikro ruhig häufiger in die ge-xten Hände geben dürfen. „Hardcore’s been my life since way back when, it’s my family, my future, my best friend”, hieß es auf H20s Debütalbum, damals 1996. „Hardcore’s running through my veins, without you who the fuck would I be?”, heißt es in 'The New Blood', jetzt 2010. Hier – welch ein Zufall – gibt sich Toby Morse ein Stelldichein. Die affirmative was-ich-Hardcore-alles-zu-verdanken-habe-Hymne. Kann man drüber schmunzeln, kann man auch einfach so hinnehmen. Damit jedenfalls beenden TERROR (fast) ein Album, das sie an den eigenen Haaren ein stückweit aus dem Sumpf der drohenden musikalischen Bedeutungslosigkeit zieht.
Tracklist:
01: Your Enemies Are Mine
02: Stick Tight
03: Return To Strength
04: The Struggle
05: Shattered
06: You’re Caught
07: Dead Wrong
08: Keepers Of The Faith
09: Stay Free
10: Hell And Back
11: Only Death
12: The New Blood
13: Defiant