THE APPLESEED CAST gelten als DIE Institution in Sachen emotionaler Indierock. Nach so grandiosen Veröffentlichungen wie "Low Level Owl" und "Mare Vitalis" versuchte man zuletzt den lästig gewordenen Emo-Stempel mit Ausflügen in die spacigeren Rockgefilde abzulegen. THE APPLESEED CAST blicken auf stolze 75.000 verkaufte Einheiten zurück und waren lange das Deep Elm Aushängeschild und Zugpferd. Das jüngste Album "Peregrine" erscheint auf The Militia Group bzw. Gentlemen und ist das erste mit Nathan "Junior" Richardson (THE CASKET LOTTERY, COALESCE) an den Drums.
Um es vorwegzunehmen, auch "Peregrine" kann nicht die Magie eines "Low Level Owl" einfangen und reproduzieren, dennoch zeigt sich der jüngste Output des Lawrence, Kansas Outfits bedeutend besser als das letzte Release "Two Conversations", welches scheinbar durch zu hohe Erwartungen gehemmt wurde. "Peregrine" positioniert sich irgendwie zwischen den Stühlen aus dem was THE APPLESEED CAST in ihrer Bandgeschichte geschaffen haben, ohne sich in irgendeiner Weise kopieren zu wollen. Mit einem 4minütigen instrumentalen Opener namens "Ceremony" schaffen die Jungs eine dunkele und zugleich intime Atmosphäre die schon fast an MOGWAI erinnert und Spannungen aufbaut. Der offizielle Longplayer Nummer 5 erinnert an vielen Stellen an die Chris Crisci Solo Show OLD CANES mit gedämmten Akustik-Sounds und Schrammelfaktor bevor das Material wie bei "Woodland hunter (Part I)" in einen Rocksound explodiert, den man so gar nicht von dem Quartett gewohnt ist. Ein "Here we are (Family in the hallways)" gehört durch sein intimes, atmosphärisches Arrangement wohl zu den schönsten Stücken der Bandgeschichte. Viele der Songs werden durch technische Spielereien wie knarzende Effekte oder Drum Samples aufgemotzt, "Mountain Halo" ist sogar ein kompletter Elektro-Song mit einem omnipresenten Keyboard Sound. Auf "Peregrine" befinden sich keine Ausrutscher, das Album ist definitiv ein kohärentes und vielschichtiges Gesamtwerk. Was mir lediglich fehlt ist der ständige Verbesserungswille einer Band, die jedwelche Grenzen nicht akzeptiert und stetig bemüht ist in neue Sphären vorzudringen. "Peregrine" ist ein Album, dass ich auch anderen Bands zugetraut und wahrscheinlich abgefeiert hätte, von THE APPLESEED CAST erwartet man dann immer noch ein ganzes Stück mehr als ein ziemlich gutes Album..
Release: 07.04.2006
Tracks:
1.Ceremony
2.Woodland hunter (Part I)
3.Here we are (Family in the hallways)
4.Silas' knife
5.Mountain halo
6.Sunlit and ascending
7.February
8.An orange and a blue
9.Song 3
10.Woodland hunter (Part II)
11.Peregrine
12.A fate delivered
13.The clock and the storm