Die dänischen THE BLUE VAN fristeten in der Heimat in einem kleinen Ort weit, weit von Kopenhagen entfernt ein ausgesprochenes Randgruppendasein. Schon in der Jugend richteten sich die musikalischen Interessen der einzelnen Bandmitglieder eher in Richtung der orgelschwangeren 60er und weniger in Richtung angesagter Gitarrenmusik. Mit ihrem Debütalbum "The Art Of Rolling" schaffte man dann überraschend den erfolgreichen Schritt in die Öffentlichkeit, transportierte man doch das lässige Selbstverständnis und den arschtretenden Rock des besagten Jahrzehnts ausgesprochen authentisch und mitreißend.
Mit ihrem zweiten Release namens "Dear Independence" zeigen THE BLUE VAN durchaus eine andere Seite ihres musikalischen Talents ohne dabei jemals auch nur annährend das favorisierte Jahrzehnt zu verlassen. Es wird weiterhin munter in der Garage musiziert, aber man fühlt sich zunehmend vom damaligen Motown Sound inspiriert. Irgendwo zwischen THE DOORS, THE ROLLING STONES, THE BYRDS und dem Soul der TEMPTATIONS kreiert man dann einen groovenden Retrosound der es in sich hat und nur so vor fuzzy Gitarren und Orgelmelodien strotzt. Man kann bei THE BLUE VAN schon fast von einer Verweigerung gegenüber der Realität sprechen, denn zumindest musikalisch schafft man diesen warmen, organischen Sound, der nichts mit dem heutigen Retrohype zu tun haben will. Ob sie dennoch in die Hypemaschinerie geraten oder einfach nur wieder von der Bildfläche verschwinden und ihr eigenes Ding weiterhin durchziehen wird sich zeigen. "Dear Independence" ist durchaus ein schönes Album bei dem jedoch gerade wegen des reinrassigen 60er Sounds die Frage aufkommt, ob man nicht einfach in Daddys alte Plattensammlung greifen sollte um einen ähnliches Hörvergnügen zu schaffen.
Tracks:
01 The odyssey
02 Dont leave me blue
03 Independence
04 The poet tree
05 Goldmind
06 Momentarily sane
07 The scent of seasons
08 The time is right
09 Keep me running
10 Elephant man
11 Rico
12 White dominos