Das Öffnen des jungfräulichen Nutella-Glases oder das erste Mal "Terminator 2" - sogar "Through Being Cool" geht heute schon als Erinnerung an "damals" durch. Modisch und klanglich (noch) nicht ganz so ausgefranst oder spitz gebügelt - werfen solche Memoiren wie der Gedanke an einen Münzfernsprecher in der Innenstadt folgende Frage auf: Gibt´s das heute noch irgendwo?
Ob Frühstückslaster auch ein Jugendfetisch von Zack Sekuler sind - "Two Years" klingt jedenfalls so frisch und natürlich, wie sich der Duft des berühmten Brotaufstrichs ins adoleszente Hirn graviert. "Applause" tut es dem ähnlich und vereinnahmt nebenher noch den frühen Melodycore, wie er in der Heimat von THE BRACES schon vor Jahrzehnten zum guten Ton gehörte. Jede Wette, dass ausreichend sommerliches Tageslicht im Probedomizil der Kalifornier auch für Hooklines wie jene von "Scratches" oder dem Titelsong verantwortlich zeichnet. Aber nur die Praktikantenberichte von pickeligem Punkrock und Skatevideosoundtracks der späten 90er abschreiben ist Sekuler an Stimme und Gitarre sowie Bassist Nick Jerrems, Leadgitarrist Kyle Smithe und Drummer Joey Anderson zu blöd.
Der Opener "Reasons Not To Hate Everything" verrennt sich bereits genauso in Taktumschwüngen auf überzeugende Saitenarbeit bedacht, während "Siren" tatsächlich zeitgemäß befreit auf dem persönlichen Vormarsch ist. "How Much Do You Think I Can Take?" fragt "Vandal" dann vollkommen zu unrecht. "Two Years" hat stets noch mindestens ein paar Zentimeter Platz für Unvorhergesehenes: Poppunkchöre, Energieinjektionen innerhalb der Zwei-Minuten-Grenze, aufregende Verspieltheit unter den Instrumenten. SAVES THE DAY dürfen da genauso die Referenzliste anfüllen wie vielleicht frühe NEW FOUND GLORY, als diese noch bubenhafte Grimassen auf den Promofotos schnitten. "Failure Is My Motivation" ("Trophies") ist diesbezüglich also nicht wörtlich zu nehmen.
Das dritte Release von THE BRACES klingt wenig nach "zackzackschnellschnell" - es wächst lieber unerkannt, gedeiht und lässt die Asse nicht alle gleichzeitig aus dem Ärmel lugen. Nicht jedes Juwel schafft es in jener "gesättigten" Zeit, mit Songwriting agil und überlegen zu bleiben - oder schlicht erfolgreich um dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bitten. "Two Years" will allerdings nicht ankreiden, dass "damals alles besser" gewesen ist.
Es ist wie der heilige Nuss-Nougat-Moment: Früher war es vielleicht spannender, aufregender oder seltener. THE BRACES halten dagegen: Das muss glatt gelogen sein.
Trackliste:
01. Reasons Not To Hate Everything
02. Applause
03. Scratches
04. Black Eye Makeup
05. Trophies
06. Two Years
07. DIY
08. Siren
09. Vandal
10. Bedrooms
11. Inconsiderate