Wie jetzt. Die gibt’s noch? Die verblüffte Fragestellung geht dieses Mal in Richtung THE EIGHTIES MATCHBOX B-LINE DISASTER. Das waren die, die vor einigen Jahren mit „Hörse Of The Dög“ in handlichen 25 Minuten unter Beweis stellen wollten, dass sich ein wilder Rock & Roll-Punk-Mischmasch durchaus ansprechend mit einem zugedröhnten Elvis am Mikrofon kombinieren lässt. Was letztlich aber hängen blieb, das war zwar ein energetisches, am Ende des Tages aber ziemlich schnell totgehörtes einer Band, die sich daraufhin von vielen Seiten den Vorwurf anhören musste, ein One Trick Pony zu sein, dessen Verfallsdatum schon vor Ende der knapp gehaltenen Albumlänge überschritten sei.
Nun ist aber seitdem einige Zeit ins Land gezogen und plötzlich liegt da „Blood & Fire“ im Postfach. Ein Album, auf das wohl keiner wirklich gewartet hat. Aber jetzt ist es eben da. Was also hat sich verändert? Erstmal ist man geneigt, die Floskel „nicht viel“ in den Raum zu werfen. Immer noch ist das Drumming verteufelt simpel und die Devise lautet im Zweifel stets „nach vorne“ und auch der Gesang hat sich jetzt nur marginal verändert und geht einem wahlweise richtig gut rein oder nach kurzer Zeit mächtig auf die Nerven. Fünf Minuten lang also alles beim Alten. Bis dann mit „So Long Goodnight“ plötzlich ein Song folgt, der einen ratlos zurück lässt. Ist das jetzt der ironisierte Versuch einer GUNS & ROSES-Ballade oder doch purer Ernst? Plötzlich klingen die fünf Briten jedenfalls nicht mehr wie die Band, die am liebsten diejenige wäre, vor der dich deine Mutter immer gewarnt hat. Eher schon nach heruntergekommener Truckerkneipe, die den letzten Anlaufpunkt für einsame Geister darstellt, die man aber eigentlich nie kennen lernen möchte. Merkwürdig, allemal. Nur leider nicht wirklich gut.
Haben THE EIGHTIES MATCHBOX B-LINE DISASTER (dieser Name, meine Güte) dann wohl auch selbst gemerkt und prügeln danach lieber wieder die Scheiße aus ihren Instrumenten. Alles irgendwie charmant, irgendwie aber auch leider auf die Dauer redundant und im Endeffekt in all seiner aufgeblasenen Inszenierung eher belanglos. Da hilft es auch nur mäßig, in „Under My Chin“ in THE HORRORS-Manier die Orgel-Wildsau durchs Dorf zu treiben oder im Verlauf von „Blood & Fire“ noch einige Male das Tempo etwas zu drosseln. Das Problem der Band bleibt weiterhin bestehen: gute Ideen, wohin man sieht, doch stets wird mit diesen nur das offensichtlichste aller Ziele verfolgt. Im Zweifel also: irgendwie den Zuhörer in den Glauben versetzen, diese Band sei eben noch etwas psychopathischer als all die anderen Rockmusiker da draußen. Natürlich: die wollen auch gar nicht subtil sein, aber etwas mehr Sorgfalt beim Songwriting wäre auch oder gerade bei einer dermaßen auf Krawall gebürsteten Truppe wie dieser angebracht. So bleibt abermals ein Album, das zwar originär genug klingt, um sich abzuheben, das aber am Ende des Tages leider doch nicht mehr ist als ein auf Konfrontation gebürstetes Einerlei, dem einfach die letzte Konsequenz fehlt. Pöbeln kann jeder. Beim nächsten Album wäre aber wirklich auch mal die daraus resultierende Attacke nötig, um diese Band wirklich ernst nehmen zu können.
1. „Love Turns To Hate“
2. „Mission From God“
3. „So Long Goodnight“
4. „Under My Chin“
5. „Riptin“
6. „Monsieur Cutts“
7. „I Hate The Blues“
8. „Man For All Seasons“
9. „Don’t Ask Me To Love You“
10. “Homemade”
11. “Never Be The Same”
12. “Are You Living”