Sicherlich ist es wieder nur eines dieser „ungeschriebenen Gesetze“, aber sprach nicht mal ein weiser Mann, dass es mindestens der „Magischen Drei“ bedarf, um aus einer lausigen Keller-Kombo eine erfolgreiche Metalband zu formen? METALLICA= Hetfield, Ulrich, Hammet; SLAYER= Araya, King, Lombardo usw.
Gut, Lemmy ist eigentlich auch nur DAS Gesicht und die Stimme von MOTÖRHEAD und bei IRON MAIDEN kommt man, außer bei Mr. Dickinson selbstverständlich, nur schwer auf die Namen der anderen fünf. Also lassen wir das.
Bei THE FACELESS, den Superstars der New Wave Of Technical Death Metal, hat sich sich das Besetzungskarussell ordentlich gedreht. Nach dem Weg- und Abgang der Bassisten-, Gitarristen- und schlussendlich auch noch der Gesangskraft, verblieb mit Michael „Machine“ Keene das einzige Gründungsmitglied der 2004 gegründeten Band. Zwar konnte man die vakante Stelle am Bass mit Evan Brewer (ex. ANIMOSITY, ex. REFLUX) erstklassig besetzen, aber ansonsten rückten auf den anderen Posten eher Zweckbesetzungen nach. Sicherlich wäre für es für Mr. Keene aufgrund dieser Situation ein leichtes gewesen, mit dem dritten Album ein gesichtsloses Werk abzuliefern, was aber seinem Ruf als absoluten Perfektionisten keinesfalls gerecht werden würde.
Die Erwartungen an das neue Werk der technisch sehr anspruchsvollen THE FACELESS waren verdammt hoch. Erwartungen, die „Autotheism“ im vollsten Maße erfüllt, auch wenn den Hörer wieder einmal einige Neuerungen im Klangbild der Amerikaner erwarten und vielleicht auch überraschen.
Schon der Opener „Autotheist Movement I: Create“ macht deutlich, dass sich im Hause THE FACELESS einiges geändert hat. Die melodische Mid-Tempo-Nummer erinnert mit dem cleanen Gesang von M. Keene, der dieses mal total auf Gesangseffekte der Marke CYNIC verzichtet hat, eher an einen Song von ALICE IN CHAINS. Auch ist die Präsenz des cleanen Gesangs auf dem gesamten Album wesentlich höher, als noch auf dem Vorgänger „Planetary Duality“ und erinnert im Wechsel mit seinem aggressiven Gesangspartner stark an SCAR SYMMETRY. Ansonsten vertritt „Autotheism“ auf den neun Tracks die bandtypischen und bekannten Trademarks. Schnelles, auf den Punkt gespieltes (programmiertes) Drumming, eine sehr variable und technisch im allerhöchsten Maße anspruchsvolle Gitarrenarbeit und das hastige, tiefe Gegrowle. Ab und an drehen die Songs in Richtungen ab, die sonst nur von den schon fast unantastbaren BETWEEN THE BURIED AND ME erkundet werden oder schmücken sich mit eher DREAM THEATER-typischen Harmonien („Autotheist Movement II: Emancipate“). Der Schlusstrack „In Solitude“ überrascht sogar mit melodischen Arrangements der Marke OPETH.
Leider ist es manchmal der an einigen Stellen schon zu gezwungen reingepresste Gesang von „Machine“ Keene, der den Song nicht immer aufwertet („The Eidolon Reality“). Wer von Neu-Bassisten E. Brewer herausragende Bassaktivitäten erwartet hat, wird leider enttäuscht, da der Herr sich und sein Spiel äusserst professionell im Hintergrund hält.
Um es auf den Punkt zu bringen.
Mit „Autotheism“ hat sich M. Keene einen nahezu perfekt sitzenden Maßanzug geschneidert. Ein Album mit gesund progressiven, technischen Songs, die überraschen, aber keinesfalls überfordern und anspruchsvoll unterhalten.
Tracklist
01. Autotheist Movement I: Create
02. Autotheist Movement II: Emancipate
03. Autotheist Movement III: Deconsecrate
04. Accelerated Evolution
05. The Eidolon Reality
06. Ten Billion Years
07. Hail Science
08. Hymn Of Sanity
09. In Solitude