In den USA ist Planetary Duality bereits seit einiger Zeit auf dem Markt (hierzulande erscheint es über Lifeforce Records) und kletterte in der ersten Woche sogar auf Platz 119 der Billboard 200 Charts. Haben THE FACELESS etwa eine Gratwanderung vollzogen (ähnlich wie CRYPTOPSY in bezug auf die melodischen Refrains vor ihnen)? Nein, das haben sie definitiv nicht!
Das Grundgerüst ist nach wie vor brutaler US Death Metal, der immer wieder durch anspruchsvolle Blastparts und abartigem Growling den Ton angibt. Hier sind als Referenzen gerade wegen der technischen Umsetzung NILE zu nennen. Derek Demon Carcass Rydquist ist allerdings nicht allein für den Gesang zuständig, die eingestreuten sehr melodisch doomigen klaren Einschübe kommen von Gitarrist Michael Keene (der das Album auch produzierte) und waren auf dem Vorgänger noch nicht vorhanden. Keene ist auch für die Umsetzung gelegentlicher robotic vocals zuständig, die dem komplexen Material einen maschinellen Charakter verpassen. Zurückgeschraubt wurden die Keyboards, auf dem Debüt Akeldama noch sehr prägnant, jetzt nur noch als Mittel, um eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Weiter verfeinert wurde die technisch hervorragend in Szene gesetzte Progressivität, sowohl die melodischen als auch die frickeligen Parts erinnern an CYNIC und NECROPHAGIST. Die Gitarrenarbeit von Michael Keene und Steve Jones schafft es, zunächst völlig zusammenhangslos erscheinenden Riffs zu einem großen Ganzen zu verbinden. Das Begreifen und Erfassen der vielen technischen Einsprengsel braucht einige Durchläufe. THE FACELESS nehmen sich auch die Freiheit, Planetary Duality mit anderen extremen Metalzutaten aufzuwerten, als Beispiel sei der oft zitierte Black Metal (Xeno Christ) erwähnt. Dennoch ist das Album bei allen genommenen künstlerischen Freiheiten stimmig auf den Punkt gespielt, kann in einem Rutsch gehört werden und verliert sich nicht in zahllosen Enden.
Planetary Duality ist vom Coverartwork über die Produktion bis zum musikalischen Inhalt ein Lehrstück dafür, wie moderner Death Metal sehr progressiv gehalten werden kann, ohne in viele Bruchstücke auseinanderzufallen. THE FACELESS gelingt auch das Kunststück, bei aller Abgefahrenheit und Brutalität immer nachvollziehbar und somit spannend zu bleiben. Auch hier gilt wie beim Vorgänger: Pflichtkauf!
Tracklist:
1. Prison Born 01:59
2. The Ancient Covenant 04:02
3. Shape Shifters 00:44
4. Coldly Calculated Design 03:41
5. Xeno Christ 05:01
6. Sons of Belial 04:46
7. Legion of the Serpent 04:27
8. Planetary Duality I : Hideous Revelation 01:34
9. Planetary Duality II : A Prophecies Fruition 05:28