Plattenkritik

The Flatliners - Dead Language

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Release Date: 13.09.2013
Datum Review: 05.09.2013

The Flatliners - Dead Language

 

 

Die Ohren gespitzt, den Füller gezückt: Spätestens mit ihrem vierten Album schaffen die Kanadier um Frontmann Chris Cresswell endlich den Sprung auf die schwarzen Listen aller konservativer Kirchenmuttis und Familienhäupter, die ihr Wochenende mit dem Staubsauger in der Reihenhausauffahrt beginnen. Zu schön - das Bad im Blut, zahlreiche tödliche Hintergedanken und all die randvollen Särge. Noch schöner: auf das knirschende Gold-Siegel der FLATLINERS-Brigade ist weiter Verlass.

Selbstverständlich versteht sich „Dead Language“ nur im übertragenden Sinne – (auf ewig) ruhen dürfen bei „Resuscitation Of The Year“ gerade einmal die ersten zwanzig Sekunden. Wo anfangs gelegentliche Offbeatsequenzen im Bandbild (fest)hingen, keift Cresswell energisch und ausgefüllt über Skatepunk-Schlagzeug und Bieneschwarm-Riffs. Nachdem der Opener aufweckt und in Brand setzt, was sich nicht schnell genug verdrückt hat, wartet mit „Bury Me“ ein geballter Midtempobeitrag wie er sich auch auf „Calvacade“ pudelwohl gefühlt hätte: Hookline, Herz, Hallelujah? Dreifach check und klitschnasse Bühnenhandtücher bis hierher.

THE FLATLINERS haben weder Zeit noch Werkzeuge gescheut, um Zugpferdstücken wie „Drown In Blood“ oder „Caskets Full“ als Ergebnis stolz die Medaillen um den Hals zu hängen: Vom wuchtigen Sing-A-Long-Chorus bis in die Spitzen der melodisch-liebevollen Gitarrenarbeit ist „Dead Language“ erst bissig – dann für lange Zeit überlegen. Warum bloß „Songs“ schreiben, wenn es für „Hits“ reicht? Warum mit dem kleinen Finger vorliebnehmen, wenn einem die Hände zu hunderten auffordernd entgegen gestreckt werden? Kaum zu glauben, dass Zusammenspiel und sich ergänzendes Songwriting auf „Dead Language“ noch eine Sprosse klettern konnten - wo der Vorgänger vor drei Jahren schon wenig Platz für miesepetrige Schwarzmaler lies.
THE FLATLINERS zeigen auf, welche Konsequenzen rastloses Touren für das Bild einer bodenständigen Band bedeuten kann: „Ashes Away“ lässt sich alle Zeit der Welt bei seiner Entfaltung und wirkt dabei kugelsicher und immun. „Tail Feathers“ hingegen gräbt sich durch schwere Rockmusik und sogar unter der gleißenden Wüstensonne durch, behält aber stets die Trademarks der Punkrockband aus Toronto im Blickwinkel. So preist „Dead Language“ die knöchrigen Pfoten auf dem Cover mehr als Abklatsch-Einladung statt als gebietendes Veto an – und droht damit, sich zahlreiche Jahresbestenlisten schon im September gehörig unter den Nagel zu reißen.
„You Say You Had Enough Of This“ heißt es zu Beginn von „Sew My Mouth Shut“. Sicher spielen die FLATLINERS damit bloß noch einmal das müde Szenario vor dem besagten Einfamilienhaus durch. Von allem – auch dem tödlichen – Anderen darf es gerne noch ein Nachschlag sein.


Trackliste:

01. Resuscitation Of The Year
02. Bury Me
03. Birds Of England
04. Drown In Blood
05. Sew My Mouth Shut
06. Caskets Full
07. Ashes Away
08. Hounds
09. Dead Hands
10. Quitters
11. Tail Feathers
12. Young Professionals
13. Brilliant Resilience

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.