„Action & Action“. „Don´t Hate Me“. Oder „Ten Minutes“. Klare Ansagen und Gehirngravuren für jeden, der mit den Anfangszeiten von „Emo“ (als das noch eine Musikrichtung war...) und der Indiepop-Szene der mittleren 90er etwas anfangen kann.
Dann der Split 2005. Dann die Reunion 2008. Dann die wunderbare „Simple Science“ – 7“. Und nun endlich die Befriedigung aller Erwartungen, die Deutlichstellung aller gehegten Zweifel? Das revolutionäre und wegweisende Lebenszeugnis? Der Beweis der genre-bestimmenden Bedeutung der Herren aus Kansas? Nicht ganz.
Zunächst eröffnet ein nicht ganz einfaches Intro „Tithe“ mit deutschen Worten und entlädt sich mit einem wirren auf und ab, stimmlich sowie instrumental zerrend und fordernd. Kein schummriger und melodischer Aufbau, keine picklige Garagenromantik. Stattdessen überwiegen elektronische Einwürfe die Minuten über das verschleierte „Shatter Your Lungs“ bis zu „Automatic“, auf dem das „Kids“ aus dem Bandnamen rein gar nichts mehr zu suchen hat. Folgen die fünf oft als arrogant und introvertiert verschriebenen Künstler um Sänger und Schlüßelfigur Matt Pryor und Tastenmann James Dewees in Teilen von Songs wie „The Widow Paris“ oder auch „Pararelevant“ noch klar alten Spuren und Strukturen, so überwiegen klar die Buchstaben „I-N-D-I-E“ und mehr als nur ein Hauch musikalischer Entwicklung auf „There Are Rules“. Man bewegt sich in neuen, weiteren Gefilden, scheut weniger Experimente, wie schon der Vorgeschmack „Keith Case“ auf der EP andeutete. Anbeter von oben genannten Jugendopern könnten enttäuscht sein, denn diese 12 Titel fordern Hingabe, Verständnis und Zuwendung – nicht bloß den Split mit der ersten Freundin oder pubertäre Zukunftsträume. Dem rockmusikverwöhntem Ohr wird mit Hilfe eines schwingenden Lassos aus verzerrten Keyboards oder bräsig-wummernden Basslinien desöfteren der Gehörgang verknotet, lediglich Matt´s einzigartige und markante Stimme bügelt den Kragen des gestreiften, hautengen Poloshirts wieder glatt. Jenes dürften die GET UP KIDS mittlerweile achtlos über den Stuhl gehängt haben, trägt man doch mit solch „erwachsenem“ Haupt schon eher Jackett, Stiefel und keinen wirren Scheitel mehr...
Tracklist:
1. Tithe
2. Regent’s Court
3. Shatter Your Lungs
4. Automatic
5. Pararelevant
6. Rally ‘Round the Fool
7. Better Lie
8. Keith Case
9. The Widow Paris
10. Birmingham
11. When It Dies
12. Rememorable