Plattenkritik

The Happy End - Echoes Of Jericho

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Info

Release Date: 30.07.2010
Datum Review: 27.07.2010

The Happy End - Echoes Of Jericho

 

 

Es läuft ja so: Wenn man einmal mit diesem Unsinn von schreiben begonnen hat, kommt man da so einfach nicht raus. Umso mehr man drin hängt, umso mehr Platten häufen sich auf dem Schreibtisch, wenn man denn überhaupt einen hat. Und wenn man dann mal ein paar Wochen absolut keine Zeit hat die tägliche Post zu checken, dann hat man eben auch keine Zeit jedes Album sorgfältig zu checken. Da wird dann oberflächlich das Label ausgewählt, wenn man jenes nicht kennt, entscheidet Cover oder eben Bandname in welcher Reihenfolge man sich diesen Kram anhört. Und dabei entdeckt man dann meist die ganz großen Perlen, die so unscheinbar zwischen all der Musik lungern. So geschehen mit vorliegendem Exemplar: THE HAPPY END aus dem undefinierbaren Einzugsgebiet rund um die Oberpfalz, wurden lieblos auf den iPod geknallt, erfuhren Aufmerksamkeit durch den Zufallsmodus und sind nun nicht mehr so recht wegzudenken. Warum?

„Polarbear“, der Opener des vorliegenden Debütalbums „Echoes Of Jericho“, beginnt unscheinbar mit einem elektronischen Ziepen, wird aber nach wenigen Sekunden massiv von Schlagzeug und Gitarre erschüttert. Das klingt dann ungefähr so, als wäre J. MASCIS bei TRAIL OF DEAD eingestiegen und hätte unglaublich viel SONIC YOUTH gehört. Innerhalb der ersten 2 Minuten vollzieht der Song dann so ungeahnt viele Wendungen, dass man sich nur an den Kopf fassen kann. Was zum Teufel war das? Gleich noch einmal, kapieren, dass hier etwas Großes geschieht. Die Gitarre wird so herrlich catchy nach vorne gespielt, sie quietscht, sie schreit, sie genießt aber auch und beschwert sich zu keiner Sekunde. Vermischt mit dieser unfassbar eingängigen Stimme gibt alleine der Opener schon Grund zur Kritiker-Euphorie. Mit „Black Cancer“ ändert sich das nicht. Beginnend mit einem gewissen Hard-Rock Touch baut man den Track nach und nach auf, lässt ihn wirken und zieht ihn dann, erneut an der 2-Minuten-Grenze, ein einen Abgrund, der irgendwie klingt, als wären PAVEMENT verflucht wütend geworden. Vermischt wird das gegen Ende mit einer schier endlos wirkenden Noise-Wand, die geradewegs in ein elektrisches Ziepen mündet, welches den Beginn zum 10-Minuten Epos „All Different Drugs“ markiert. Und erneut: Dieser Spirit der frühen Indie/Noise-Platten aus den 90ern, diese Verweise zu DINORSAUR JR., zu PAVEMENT, zu SONIC YOUTH, zu einem Hauch Abgrund und Extase - THE HAPPY END machen bislang alles richtig und, um die Sache mal abzukürzen, gehen diesen Weg konstant weiter. Über die nächsten Songs erstreckt sich dieses Zusammenspiel aus staubtrockenen elektronischen Spielereien, die niemals irgendwie aufgezwungen wirken, sondern sich stets zu einer perfekten Symbiose hinzufügen und den Songs, das Album komplettieren. Wenn dann allerdings mit „Turn The Sun Down“ der mächtige Abschluss beginnt, dürften nicht wenige einstimmen: Was für ein Song! Wenn nach ca. 2 Minuten elektronischer Spielerei der eigentliche Track beginnt und die Gitarre sich zärtlich in den Vordergrund rückt hört man schnell heraus, dass hier der Schlüsselsong dieser Platte platziert ist. Und warum nicht? Dramaturgisch perfekt an den Schluss gepflanzt entwickelt sich der Song im gottgleichen Refrain zu einem Vorzeigestück in Sachen progressivem, überraschendem und innovativem Rock. close the window; turn the light out; turn the sun down - geht klar. Ab hier habe ich ohnehin alles gehört.

Tracklist:

1. Polarbear
2. Black Cancer
3. All Different Drugs
4. Good Times
5. Merry Oger
6. Golden
7. Destroy Your Brilliant Career
8. Endscapes
9. Semen Of The zen
10. At Least
11. Turn The Sun Down

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Raphael

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