Eigentlich sind THE INTERSPHERE ziemlich dreiste Diebe. Die kratzig-wirren Gitarren haben sie von den alten britischen Indie-Hypes à la Arctic Monkeys geklaut, die epischen und durchaus für Rock-am-Ring reifen Refrains hat man in ähnlicher Form schon auf "Catch Without Arms" von Dredg gehört und der luftige, himmel-jauchzende Sound wurde auch irgendwie von Karnivool abgekupfert. Dennoch funktioniert "Hold On, Liberty!" prächtig und stellt für mich das erste Frühlingsalbum des Jahres dar. Und warum? Weil die vier Jungs zu verdammt guten Songwritern gereift sind.
Das Ziel von "Hold On, Liberty!" ist von der ersten Sekunde des Openers "Masquerade" klar. Melodien, die unmittelbar hängenbleiben und dennoch genug Komplexität besitzen um die Sommerfestivals zu überleben. Und in einer Welt, in der sich Muse inzwischen als Rockstars sehen und Incubus sich der Fahrstuhlmusik verschrieben haben, sind THE INTERSPHERE eine Wohltat. Da macht "Sleeping God", eine Mischung aus Riffberg und Stadionhymne, einfach nur verdammt viel Spaß. Vor allem dann wenn dann Riffs auftauchen die so auch auf der letzten The Dillinger Escape Plan hätten stehen können.
Da muss ein Sonderlob für die Instrumentalfraktion natürlich sein. Präzise wie ein Uhrwerk, vor allem das äußerst dynamische Drumming steuert einen Großteil der implusiven Energie des Albums bei. Da dürften teilweise sogar so einige Geodreieck-Metaller staunen. Ein weiterer Aspekt der THE INTERSPHERE und damit auch dieses Album nach vorne bringt: die gesammelte Liveerfahrung von 350 Shows und einem Auftritt bei Rock am Ring. Das Drittwerk ist jederzeit livetauglich und zeigt sich insgesamt auch deutlich entschlosssener als der Vorgänger.
Allgemein wirkt "Hold On, Liberty! gereifter, die Mischung die auf "Interspheres >< Atmospheres" noch arg unentschlossen rüberkam, verfolgt nun ein absolut klares Ziel und das auch konsequent auf Albumlänge. THE INTERSPHERE kombinieren immer noch viele verschiedene Stile und "mopsen" - wie bereits weiter oben erwähnt - auch viele Elemente von andere Szenegrößen. Doch wenn dabei Perlen wie "Capitall" und energiegeladene Alben wie "Hold On, Liberty!" rauskommen, soll's mir recht sein.
Tracklist:
1. Masquerade
2. We Are
3. Sleeping God
4. Hold On, Liberty!
5. OPalinE
6. Capitall
7. Open End
8. Parallel Lines
9. Over
10. Aurora
11. Destination