Plattenkritik

The Low Anthem - Smart Flesh

Redaktions-Rating

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Release Date: 25.02.2011
Datum Review: 20.02.2011

The Low Anthem - Smart Flesh

 

 

Müßig über eine Platte wie „Smart Flesh“ Worte zu verlieren. Schwer zu beschreiben die hier vertonte Schönheit. Unmöglich zu überlesen eine textliche Vollkommenheit. Ignorant diese Band weiterhin nicht zu beachten - THE LOW ANTHEM schaffen es tatsächlich das großartige “Oh My God, Charlie Darwin“ zu toppen und setzen die Maßstäbe im aktuellen Folk/Americana-Sumpf völlig neu. Erfrischend, fordernd, überlebensgroß.

Es ist schon bezeichnend, wenn eine Band sich in einer großen Lagerhalle einschließt um dort eine neue Platte aufzunehmen. Das ist auch irgendwie typisch für eine Band wie THE LOW ANTHEM, die mir an unserem ersten Zusammentreffen 2009 ernsthaft erzählte, dass sie eigentlich gar keine aktuelle Musik hören. Man kannte nichtmal A-HA oder die damals angesagte LITTLE BOOTS. Und man nimmt der Band diese Tatsache ab. Das Konzert im Stadtgarten Köln war damals schon ein kleiner Prototyp an interessantem Kammerfolk abseits vorhersehbarer „Folk“-Bands wie eben MUMFORD & SONS. Nicht falsch verstehen – M&S sind zweifellos großartige Musiker, „Sigh No More“ eine großartige Platte. Aber es ist doch so, dass diese Platte vorhersehbar schön war und ohne Überraschungen auskam. Allein der eingängige Charakter hatte somit wenig mit einem wirklich interessantem Album oder gar einer interessanten Band zu tun. Und genau da war der Punkt, den THE LOW ANTHEM locker aus dem Ärmel schüttelten und schütteln. Auch auf „Smart Flesh“.

Es bedarf allein einer Menge Mut einen Song wie „Ghost Woman Blues“ an den Anfang einer Platte zu setzen. Wunderschön arrangiert hört man zwischen den altertümlichen Instrumenten durchaus den Hall einer alten Fabrikhalle, hört man das dennoch harmonische Zusammenspiel einer hochkonzentrierten Band und spürt den Willen einfach nur wunderschön zu klingen. Eine lyrische Aufarbeitung erscheint da schon fast unnötig, wenn man Melodiebögen wie jene hinbekommt. Aber das war noch längst nicht alles. Alleine „Boeing 737“ klingt so erhaben und unwirklich, dass man erst mit den Lyrics wieder zurückgeholt wird: “I was in the air when the towers came down“ - Rhode Island’s LOW ANTHEM nehmen also doch am Zeitgeschehen teil, auch wenn sie aktuelle Musik nicht hören. Die druckvolle und komplett wirkende Instrumentierung bei diesem Song lässt alleine ein 16-Song starkes ARCADE FIRE Album alt aussehen und müsste in einer gerechten Welt als Referenzwerk für einen großartigen, schwer zugänglichen Popsong gelten. Was danach folgt sind erneut TOM WAITS Anleihen („Hey All You Hippies!“) und intime sowie intensive Songbrocken, die einem immer wieder den Atem rauben. „Matter Of Time“, „Love And Altar“ oder das wunderschöne, beruhigende und sanfte „Wire“. Wenn THE LOW ANTHEM dann mit dem siebenminütigen Titeltrack ausholen könnte man vor Rührseligkeit durchaus in sich versinken. Weil schön, weil groß, weil unbeschreiblich. 2011 hat sein erstes Highlight.

Tracklist:

1. Ghost Woman Blues 4:19
2. Apothecary Love 4:22
3. Boeing 737 2:40
4. Love And Altar 3:07
5. Matter Of Time 3:54
6. Wire 3:47
7. Burn 5:18
8. Hey, All You Hippies! 4:41
9. I'll Take Out Your Ashes 3:27
10. Golden Cattle 3:10
11. Smart Flesh 7:31


The Low Anthem live:
mit The Head And Heart
20.03.2011 Koeln, Stadtgarten
21.03.2011 Berlin, Passionskirche
25.03.2011 Hamburg, Uebel & Gefaehlich
30.03.2011 Muenchen, Ampere
04.04.2011 Frankfurt, Mousonturm






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Raphael

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