THE MINUTES heißt die Band und “Live Well, Change Often” heißt das Album, welches von Starproduzent GGGarth (u.a. RAGE AGAINST THE MACHINE, TESTAMENT, BIFFY CLYRO) begleitet wurde und somit Kanada und Irland verbindet.
Ein etwas quäckiger Tenor (erinnert mich an Geddy Lee oder Brian Molko) feuert mir auf eine eindringliche, etwas freche Art und Weise eingängige Melodien und schlichte Texte mit großer affektiver Wirkung entgegen - und ich lausche ihm gerne. Lyrik und Albumtitel sind stimmig, der Sound eine Retrospektive in die 70er und frühen 80er. Moderner, leicht verspielter Blues-Rock der stellenweise (durch den Sound der Platte) an THE WHITE STRIPES oder JET erinnern. Doch auch etwas von der musikalischen Avantgarde DAVID BOWIEs schwingt in der Darbietung des Liedguts mit.
Somit liegt „Live Well, Change Often“ genau im scheinbar (begrüßenswerten) derzeitigen Trend: Zurück zu den Wurzeln musikalisch-kreativen Schaffens kehren. Ehrlicher, organisch klingender Sound, der einen realistischen Vorgeschmack auf die Live-Qualität einer Band gibt.
Songs wie 'Cherry Bomb' oder der mitreißende Opener 'Hold Your Hand' wollen trotz ihres nachvollziehbaren Arrangements nicht auf Biegen und Brechen gefallen, sodass gewisse Anleihen aus der Popularmusik der 1960er Jahre in Songs wie 'Hey Hey' durch eine rebellische, punk-nahe Attitüde ausgeglichen wird. Das melodiöse und äußerst prägnante Bass-Spiel ermöglicht Querverweise in Richtung THE WHO und orientiert sich am Sound von THE HIVES und hat stilistisch etwas von Kilmister.
'Outlaws' ist eine ergreifende Mid-Tempo Nummer mit balladenhaften Zügen, die mich mit ihrem Ohrwurm-Refrain sofort gefangen nimmt und ganz klar der stärkste Song auf diesem Album ist.
THE MINUTES gleichen fehlende Gitarren-Soli durch einprägsame Melodien, einem virtuosen Bassisten sowie Drums aus, die immer etwas vorne am Beat spielen und so einen gewissen Zug in das Ganze bringen. Dazu kontrastierend die Stimme welche sich nicht anbiedert, doch auch nicht polarisiert. Sie gefällt - nicht zu viel Rock´n´Roll und zugleich nicht genug Pop um den Makel „belanglose Weichspülung“ aufzuweusen. Selbst die ruhige Nummer 'Lo And Behold' ist durch die metrische Performanz kein 0-8-15 Song, obwohl dieses Stück stark mit zu antizipierenden Strukturen spielt. Doch hier und da werden normierte Vorgehensweisen durchbrochen, doch ohne sie gänzlich nieder einzureißen. Der Otto-Normal-Hörer wird nicht verschreckt.
Ein tolles Album. Einfach, bestechend, ohne großartigen Pomp, mit starken Songs, sicherlich dem einen oder anderen Füller, doch nie der Belanglosigkeit anheim fallend.
Tracklist
1. Hold Your Hand
2. 7 Seas
3. Cherry Bomb
4. Hey Hey
5. Supernatural
6. Outlaws
7. Holy Roman Empire
8. Lo And Behold
9. 1,2,3,4
10. Mystery Of Om