Eine Sache: THE OCEAN bleiben – eigentlich – eingängig, reduziert, auf den Punkt gebracht. Nur sie sind nicht mehr ganz so ruhig, so balladesk – also zumindest nicht immer. „Anthropocentric“ ist der versprochene zweite Teil des nicht mal ein halbes Jahr alten „Heliocentric“, und wiedermal ist einiges anders. „Heliocentric“ war wie ein überraschender Neuanfang im THE-OCEAN-Kosmos. Zwar ein Neuanfang von vielen, aber eben ein Neuanfang, weg von all der ausufernden Progressivität und Härte. „Anthropocentric“ hingegen ist – nicht, wie man vielleicht jetzt vermuten könnte – das absolute Gegenstück. Um es auf den Punkt zu bringen: THE OCEAN sind nicht ganz so einfach fassbar, wie man das vielleicht gerne hätte. Auch nicht mit diesem Album.
Bringen wir mal etwas Ordnung in all das Wirrwarr. Also, was macht „Anthropocentric“ nach all dem hin und her musikalisch aus? Der Opener und Titeltrack kommt beispielsweise schon mal überraschend schleppend daher. Rosetti singt nicht, wie man das so sehr vom Vorgänger kennt: Er macht Gebrauch von seiner rauen, gutturalen Stimme. Gesungen wird dann später: „She Is The Universe“ beispielsweise hat einen total ohrwurmtauglichen Refrain, besticht sonst aber vor allem durch relativ hohes Tempo und ganz schön Wucht. Ein Rezept, welches auf „Anthropocentric“ ein Leitmotiv ist – auch, wenn sich beim Drumherum schleppende und energische Kraft stets voneinander abwechseln. Dazwischen gibt es immer mal atmosphärische, zurückhaltende Interludes, außerdem das etwas herausstechende „A Tiny Grain Of Faith“ mit weiblicher Stimme, Streichern und generell einer schwerelosen, zerbrechlichen Stimmung. „Anthropocentric“ ist aber in erster Linie ein aufgeräumtes Album – nicht umsonst sind die atmosphärischen Lufthol-Momente in Extra-„Songs“ aufgeteilt. So richtig ausufernd wie auf „Fluxion“ oder „Precambrian“ werden THE OCEAN nie, im Vordergrund steht immer die Songdienlichkeit und Struktur.
Das ist aber nicht weiter schlimm, lediglich anders. „Anthropocentric“ ist ein Album der strukturierten Dynamik und Progressivität, verbindet im Vergleich zum Vorgänger das ruhige auch wieder richtig mit dem harten und hat obendrein eine ganze Stange richtig guter Songs zu bieten. Fans können weiter alten Machtwerken der Marke „Fluxion“ und „Precambrian“ hinterhertrauern. Andere finden in „Anthropocentric“ einen erneut gelungenen und doch sehr unterhaltsamen Nachfolger, welcher das THE-OCEAN-Klanguniversum erneut um einige weitere Nuancen erweitert.
Tracklist:
01. Anthropocentric
02. The Grand Inquisitor I: Karamazov baseness
03. She Was The Universe
04. For He That Wavereth…
05. The Grand Inquisitor II: Roots & Locusts
06. The Grand Inquisitor III: A Tiny Grain of Faith
07. Sewers Of The Soul
08. Wille Zum Untergang
09. Heaven TV
10. The Almightiness Contradiction