Wascht euch bloß eure Pfoten bevor ihr die beiden Tonträger in die Hände nehmt. Die Aufmachung beider Tonträger hierbei vor allem die Booklets vertragen sich recht schlecht mit den Fettabsonderungen der menschlichen Haut. Aber Verfluchen kann man das Booklet auch nicht, da es einfach zu gut gelungen ist...
THE OCEAN glaubten ja schon immer daran, dass Musik eben etwas mehr ist als nur das stumpfe Aneinanderreihen einzelner Noten, die Songs und schließlich ganze Alben ergeben. Dieses mal lädt das Kollektiv auf eine Reise von der Entstehung der Erde bis kurz vor das Kambrium - in dem die Tiere die Erde zu bevölkern anfangen - ein. Genauer geht es um das Präkambrium, welches sich wiederum unterteilen lässt in das Hadaikum, Archaikum und das Proterozoikum. Die erste CD handelt nun die ersten beiden Abschnitte ab.
CD 1: HADEAN / ARCHEAN
Gleich beim ersten Track, der dann auch gleich das ganze Äon Hadaikum abhandelt, fällt auf, dass man sich wieder stärker an Fluxion orientiert hat. Hektische Metalsongs wie noch auf Aeolian wird man kaum finden. Nach dem etwas unter vier Minuten dauernden Exkurs in das Hadaikum führen einen die nächsten vier Songs in das Archaikum ein. Insgesamt sind die ersten fünf Songs des Releases recht direkt, ohne dabei den für die Band typischen Stil zu verlassen. Der Song Palaeoarchean zum Beispiel wirkt da mit seinen flotten geradlinigen ersten Minuten anfänglich ein wenig befremdlich wandelt sich dann aber ziemlich genau in der Mitte des Songs wieder. Die letzten 2/5 des ersten Tonträgers tönen dagegen von Anfang an sehr wuchtig aus den Boxen und man bekommt den Eindruck als ob sie die Vorboten des Proterozoikums sind.
Jetzt nach der ersten CD bin ich persönlich ein wenig überrascht - eigentlich wollte ich enttäuscht schreiben - da in den ersten 22 Minuten kein Streicher seinen Einsatz findet und insgesamt mir die Verspieltheit älterer Releases ein wenig fehlte. Aber die zweite CD steht uns ja noch bevor.
CD 2: PROTEROZOIC
Wenn man geschichtlich das Kabrium als das Zeitalter ansieht in der die Tierwelt sich behauptet, ist es im Proterozoikum dagegen an der Zeit dieses Leben zu entwickeln. Erwartet man nach den zerstörerischen letzten Songs der ersten CD nun weiterhin ein Gewitter, überraschen THE OCEAN mit einer ruhigen zweiminütigen Einleitung in der endlich auch andere Instrumente Anwendung finden als Gitarre, Bass und Schlagzeug. Erst nach fast 15 Minuten kommt der erste Ausbruch auf der zweiten CD in Form des Songs Orosirian. Die sechs Minuten sind dann wie man es von der Band kennt aufgeteilt in mehrere abwechslungsreiche Parts zwischen ruhigen Melodieläufen und brachialen Wutausbrüchen.
Mittlerweile befindet man sich an einem Punkt an dem kein Track mehr unter die fünf Minuten Grenze kommt und auf einmal fühlt man sich als Hörer heimisch. Ab jetzt ist man weniger darauf gespannt was als nächstes kommt, man kann die Songs besser genießen. Die darauf folgenden fünf Äone beschreitet die Band in vertrauten Klängen, ohne dabei jedoch sich selbst zu kopieren. Immer im Wandel zwischen Gitarrenwänden und sphärischen Experimenten. Wenn man dann auch die fast 60 Minuten der zweiten CD miterlebt hat lässt das letzte Äon Cryogenian das Zeitalter ruhig ausklingen und hinterlässt ein offenes Ende.
Wiedereinmal haben THE OCEAN ein Werk hervorgebracht das wie ein kleines Kind nach Aufmerksamkeit schreit. Es wirkt bis ins Detail geplant und doch nicht zu aufgesetzt. Das Artwork ist gelungen und äußerst aufwendig. Precambrium ist mit fast 90 Minuten Unterhaltung einfach wie ein Kinofilm für die Ohren ... sofern man sich darauf einlassen will.
Tracklist:
CD 1: HADEAN / ARCHEAN
I. HADEAN
1. Hadean
II. ARCHEAN
2. Eaorachean
3. Paleoarchean
4. Mesoarchean
5. Neoarchean
CD 2: PROTEROZOIC
III. PALAEOPROTEROZIOC
1. Siderian
2. Rhyacian
3. Orosirian
4. Statherian
IV. MESOPROTEROZOIC
5. Calymmian
6. Ectasian
7. Stenian
V. NEOPROTEROZOIC
8. Tonian
9. Cryogenian