Weg mit der Knarre. Valerio Tenuta ist nämlich glücklich und dankbar, sich zu den Lebenden zählen zu dürfen. Nur so ermöglicht ihm mittlerweile halb Europa, mit seinen drei italienischen Mitmusikern die Standards und Grundzüge zu verkloppen, die Skamusik und Gehirnmasse in eine schon fast festbetonierte Schicht pressen: Tanzen, Untergrund sein, auf sich selber bauen. Vom Ansatz her golden, in der Ausführung eher grundsolide.
Was es braucht für eine herausstechende Ska-Platte? Wenn man der porösen Spur von THE OFFENDERS folgt, erstmal eine Plattensammlung, die von hier bis ins beschauliche Cosenza – ganz im Süden von Italien gelegen - reicht. So können dann in Kumpelrunden und über Leidenschaftsbekenntnisse alle Vorlieben gefiltert und neu sortiert werden: Soul, 60´s Sounds, Mod, 2-Tone, Rock. Hier fängt auch „Leaders Fall Down“ an sich zu bewegen. Dieser Orgelsound, die nölende Stimme Tenutas und viel Offbeat – über das swingende „Sun Made R´N-R“ oder „Sounds From Underground“ mit seinem kreisenden Punkrock-Chorus greift „Lucky Enough To Live“ nicht bloß einmal tief in den Spartenkarton. Dabei kann man den kantigen Akzent, wie er „Bootboys Smash The Dancefloor“ bestimmt, lieben oder hassen. Oder die Klappe halten und den Dancefloor smashen - wie es im Interesse des Erfinders scheint.
Inhaltlich holen THE OFFENDERS auf ihrem vierten Album keine Katze aus dem Sack, die nicht schon dutzende Male durch den Regen gestreift und dabei erfolglos heimgekehrt ist. Versteifen will sich die Band lieber auf rund und glücklich gespielte Songs wie „Keep On Carry On“ oder den polternden Titelsong „Lucky Enough To Live“, an denen nur wenige Ecken oder Kanten, aber auch keine wirklich aufregend farbintensiven Akzente auszumachen sind. Das trockene Schlagzeug und die ständig mitschwingende Laune von Reggae über Garagenrock zum 70er-Jahre-UK-Sound leben lieber auf kleinem Fuß – dafür aber ungestüm und manchmal vorlaut.
THE OFFENDERS lieben und leben nicht nur Ska, deswegen haben es die dreizehn Stücke nicht nötig, sich für den „Antisocial Beat“ zu genieren oder mit „Never Trust A Smartguy“ unbemerkt auf Dänemarks THE MOVEMENT anzustoßen. Alles weitere erklärt „Lucky Enough To Live“ ohne Podest und Lasershow – dafür mit sicherem Händchen auch schon ab dem ersten Durchlauf: „Bootboys, Smash The Dancefloor / 2-Tone Ska Or Skinhead Reggae – We Don´t Care At All“.
Eben. Hauptsache, man bleibt gesund.
Trackliste:
01. Leaders Fall Down
02. Bootboys Smash The Dancefloor
03. Sun Made R´n`R
04. Sounds From Underground
05. Lucky Enough To Live
06. The Streets Where I Belong
07. Never Trust A Smart Guy
08. Tattooed On Your Heart
09. Antisocial Beat
10. Keep On Carry On
11. I´m Not Giving Up
12. Before They Will Find Out
13. Time For Glory