Wenn eine Band ihr Album „Freunde des schlechten Geschmacks“ nennt, und wenn bereits zu Beginn der Platte dafür eingestanden wird dass doch alles in der Musik auch nur Geschmackssache sei macht man sich in gewisser Weise unangreifbar. Doch vor was für Angriffen gilt es sich überhaupt zu schützen? THE PLOT & DIRTY SÁNCHEZ wollen anders sein, wollen Songs schreiben, welche „so vielseitig wie möglich sind“, wie sie in einem Interview mit Backspin sagten. Dabei trete man in den Kampf gegen Engstirnigkeit und Szenepolizisten, und auch der Promotext häuft sich nur so vor lauter Betonungen wie anders man doch sei. Doch sind THE PLOT & DIRTY SÀNCHEZ wirklich solche Grenzgänger, dass sie in Gefahr stehen von der Szene verrissen zu werden? Bei nüchterner Betrachtung machen die Jungs nämlich doch nur verdammt poppigen Hip Hop, bei dem die Arbeit am Rechner von der Arbeit echter Instrumentalisten abgelöst wird. Diese sind zwar in der Tat von verschiedensten Ecken wie Jazz oder Funk beeinflusst, letztendlich schreiben THE PLOT & DIRTY SÁNCHEZ aber auch nur Bridge-Chorus-Bridge-Nummern mit zwei Rappern und drei zugegeben stilistisch weitgefächerten Instrumentalisten. Und auch was die Qualität des gebotenen betrifft gibt es eigentlich keinen Grund sich zu fürchten: Die Songs gehen gut ins Ohr, sind vielschichtig und machen schlichtweg Spaß. Ein Angriff, vor welchen sich THE PLOT & DIRTY SÀNCHEZ aber durchaus in Acht nehmen sollten wäre ein Angriff hinsichtlich der Texte. Allein Titel wie „Ich fresse einen Indierocksänger“ (wessen Text natürlich nur so vor lauter Klischees strotz) sprechen natürlich Bände, doch das wahre textliche Leitmotiv von „Freunde des schlechten Geschmacks“ ist diese pubertäre Art, welche mehr zum Fremdschämen (bis zum geht nicht mehr) als zum Schmunzeln auffordert. Klar: Gegen etwas Niveaulimbo spricht nichts, doch ich will einfach keine Texte übers Frauen abchecken oder deren Tage hören. Da rettet auch der Versuch nichts, mit „Medienpint“ die deutsche Fernseher-Landschaft aufs Korn zu nehmen – allein weil dafür schon das Feature mit Viva-Moderatorin Liza-Li grotesk wirkt. Alles Geschmackssache? Letztendlich kann nichts gegen diesen Einwand erhoben werden. Allerdings kann auch nichts gegen meinen subjektiven Einwand erhoben werden, dass THE PLOT & DIRTY SÁNCHEZ an sich zwar gute Musik machen, ich sie aber mitunter so peinlich finde dass es mir schwer fällt, das Ganze auch mit Genuss zu hören.
Tracklist:
01. Intro
02. Freunde des schlechten Geschmacks
03. Schrauben
04. Ich fresse einen Indierocksänger
05. Medienpint (feat. Liza Li)
06. Harald & Rolf
07. Keep Runnin’
08. Aussicht (feat. Sorgenkind)
09. Party als ob
10. Valentina
11. In einem Zug
12. Sie sagt