Das Oktett THE PROSECUTION aus dem bayerischen Abensberg hat sich einiges auf die Fahne geschrieben: „Die Skacore-Szene (ich wusste bislang nicht, dass es so etwas auch schon gibt, aber man kann ein Core wohl mittlerweile hinter alles hängen; Anm.d.Verf.) mal eben auf links zu ziehen […].“ Bislang scheint die Band-Vitae ihrem Vorhaben zu zuspielen, kann man mit dem 2010 veröffentlichten Debut „Droll Stories“ bereits auf über 200 Shows zurückblicken. Dabei ergatterte man bereits begehrte Support-Slots für große Namen wie NOFX, MAD CADDIES, SLIME und RANTANPLAN. Sicherlich war man in jenen Tourpackages sehr gut aufgehoben.
Einerseits musikalisch (dazu später mehr), andererseits lyrisch, als auch politisch motivierte Freizeitaktivitäten. Die Band engagiert sich seit Jahren für die gemeinnützige Organisation „ProAsyl“ und macht in ihren Texten auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam. Wer nun aber glaubt, auf Moralprediger und vermeintliche Weltverbesserer zu stoßen, gibt sich zu schnell einem Vorurteil hin, denn THE PROSECUTION machen sehr viel Spaß. Oder um ein Zitat einzurücken, direkt und unverändert aus der PM:
„Musikalisch und inhaltlich konsequent verarbeitet die politisch engagierte Band ihre Sehnsucht nach unbeschwerten Zeiten, die Angst vor einem häuslich-bürgerlichen Lebensentwurf und ökonomischer Ungewissheit, sowie den Hass und die tiefe Abneigung gegenüber extensiver Kapitalismus-Strömungen, der instrumentalisierten Mediengewalt und der damit einhergehenden Volkslenkung und Verdummung der Gesellschaft.“
Dass der ihnen ebenso wichtig ist, wie eine intelligente Botschaft, kommentiert Sänger Simon so: „Wo die Kraft ist, hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen, muss auch Platz für Nonsense und Party sein.“ Na dann hoch die Tassen. Stürzen wir uns ins musikalische Vergnügen.
„Ironic Phases“, „Learning Life“ (ein Feature mit Dicky Barrett von THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES) oder „Brainwashed Society“ sind Songs, von denen ich überzeugt bin, dass sie live funktionieren und einen brodelnden Moshpit-Kessel entfachen können, als auch einen ausgelassenen Pogo-Reigen. Denn THE PROSECUTION verbinden in exzellenter Art und Weise Ska, mit Punk-Rock (die kalifornische, sonnige Art, nicht der düstere UK Punk) und einer Prise Hardcore. Eingängige Melodien, Song-dienlich und doch mit einem gewissen Anspruch arrangierte Bläsersätze, facettenreicher Gesang, transparenter Sound, talentiertes Drumming (und das gleich zweimal!), mal dezente Gitarren (auf 2 und 4, eben typisch), dann wieder offene Akkorde und (zack) wieder Distortion-Wand, unterstützt von einem Bassisten, der mit seinen Linien alle Soll-Stilistiken des Tieftönens beherrscht.
Ich mag Ska nicht besonders. Es langweilt mich relativ schnell (nicht abwertend gemeint, ist einfach für mich musikalisch nicht interessant genug). Ebenso ist Punkrock nicht (mehr) unbedingt meine Baustelle und Bands, wie besagte NOFX oder ANTI-FLAG, mag ich eher auf Grund ihrer ideologischen Ausrichtung, nicht primär wegen ihrer Musik. Aber THE PROSECUTION mag ich tatsächlich auf Anhieb, da ihre Mischung aus den verschiedenen Elementen einfach auf mehreren Ebenen bedient. Als Freiberufler muss man ja essen, was auf den Tisch kommt. „At The Edge of The End“ habe ich gerne gegessen. Ich glaube, da ist auch noch ein Nachschlag drin...
Ich gebe für jeden der acht talentierten Musiker jeweils einen Punkt für sich. Also: 8 Punkte.
Trackliste:
01. Sofa Spuds
02. Learning Life (feat. Dicky Barrett)
03. Ironic Phases
04. Falling
05. Brainwashed Society
06. King Of The Pub
07. Still Friends
08. Restroom Of My Life
09. 1989
10. I Swear
11. Voices
12. At The Edge Of The End