THE SAFTEY FIRE gehen mir nach nicht einmal eineinhalb Minuten von “Mouth of Swords” auf die Nerven. Warum? Sind die technisch etwa nicht versiert genug? Oh nein, keinesfalls. Die sind sogar so gut, dass Joaquin und Dez das auch in jedem Moment zeigen müssen. Klar, das ist schon der Sinn bei Prog. Aber irgendwie turnen mich PROTEST THE HERO beispielsweis mehr an. Geben mir trotz fehlender Clean Vocals MISERY SIGNALS mehr und Pop-Progger (diesen Terminus gibt es wahrscheinlich gar nicht, aber eine bessere Klassifizierung fällt mir gerade nicht ein) wie EMAROSA sind zwar latent „weinerlich“, aber doch insgesamt ergreifender.
Vielleicht erschließt sich „Mouth of Swords“ aber auch erst mit der Zeit? Und ja: Nach dem zweiten Hördurchgang bin ich nur noch verhältnismäßig negativ tangiert von Gitarren, die zu oft zu viele Skalen rauf und wieder runter orgeln (wobei man bei „Glass Crush“ genau unter Beweis stellt, dass es auch anders geht). Ein Phänomen, welches auch bei Kollegen wie THE HUMAN ABSTRACT und DREAM THEATER irgendwann dazu führt, dass ich nicht mehr zuhöre. Man darf einen Ton auch mal stehen lassen. Atmosphäre baut sich da für mich nicht auf allen Ebenen auf (dabei hat man wunderbare Songs wie „Wise Hands“).
Polyrhythmik fasziniert auch in diesem Fall, die dazu gehörenden Basslines gefallen mir sehr. Ebenso der Sound der Platte: Klar, transparent, wobei das Drumkit klingt etwas klinisch klingt, aber das tun fast alle dieser Tage (wobei es nicht so tot komprimiert wurde, wie in anderen Fällen). Jens Bogren (u.a. Opeth) und Dez haben beim Mix und Master hervorragende Arbeit geleistet.
Die Komplexität des Arrangement führt dazu, dass Sänger Sean (begnadet, gerade wenn es um Registerwechsel geht, die er akzentuiert und effektiv einzusetzen versteht; s. „Yellowism“) alle Songs in recht ähnlichem Stil singt. Nicht gut? Doch, aber es ist wie bei PTHs „Kezia“ - da war der Gesang noch nicht das, was er eines Tages werden sollte. Auf „Fortress“ harmonierten Vocals und Musik dann perfekt.
TSF sind mit „Mouth of Swords“ noch etwas davon entfernt. Die Richtung stimmt aber. Bei Tenören ist es fimmer ein ganz schmaler Grad, wann es für mich in eine Richtung abdriftet, die ich nicht mehr mag. Das ist vollkommen Genre unabhängig. TSFs Sänger steht mit jeweils einem Bein auf der einen und der anderen Seite.
Ich komme zu dem Schluss, dass ich „I Am Time, The Desotroyer“, „The Ghosts That Wait For Spring“ und „Wise Hands“, neben „Glass Crush“ zu meinen Hits dieser Platte zähle und die darüber hinaus in meiner alltäglichen Playlist landen werden. Die anderen Songs haben interessante Elemente, aber überzeugen mich nicht so, wie oben angeführte Beispiele.
THE SAFETY FIRE sind eine gute, talentierte Band. Aber da geht bestimmt noch mehr. Was TSF mit Sicherheit unter Beweis stellen werden.
Trackliste:
1. Mouth of Swords (05:12)
2. Glass Crush (05:08)
3. Yellowism (05:23)
4. Beware The Leopard (Jagwar) (04:51)
5. Red Hatchet (05:29)
6. Wise Hands (04:07)
7. The Ghosts That Wait For Spring (05:46)
8. I Am Time, The Destroyer (03:29)
9. Old Souls (07:26)