Stadion, I Am: Komplett ohne schlechtes Gewissen setzen THE SATELLITE YEAR alles an extradicken Guss und viel zu teure Lederjacken. Aller Pomp und Glanz steht der Band aus Saarbruecken allerdings ueberraschend gut.
Andreas Fischer, Daniel Rimedio, Jens Kreuter, Dominik Rivinius und Andreas Klemens sind Namen, an deren Kreischformen man sich vielleicht schon einmal gewoehnen sollte. "Brooklyn, I Am" klingt penibel und sauber, will aber auch gar nichts von seinen grossen Gesten oder seinem Bauchspeck verstecken. Alternativerock und Formatpop koennen auch ohne Fremdscham funktionieren, wenn sie so rein und catchy daher kommen wie im Falle des Doublebass-Donuts "Early In December" oder dem TAKING BACK SUNDAY-Gruss "A Satire Of What Is Wrong With The American Life". Selten eckt der deutsche Akzent an - allem voran aber huellt Frontmann Daniel Rimedio alle offenen Hektar mit Waerme und Melodie ein, wie es ANBERLINs Stephen Christian manchmal nicht anders oder besser beherrscht. Der Titelsong schmerzt und klagt: "Brooklyn - where is your Summer?", dann stapeln sich Gitarren und Harmonien - bis anschliessend "Taratino: Part II" die 80er Elektrospielkiste durchwuehlt. Mit Wucht und melancholischer Schoenheit bildet " Hurricane / Welcome Home" dann ein Herzstueck der Platte: Hallende Riffs, mehr als bloss eine lauwarme Umarmung im Chorus und zugleich genug unterschwelliges Pfund, dass sich sogar der ANGELS & AIRWAVES-Praktikant "In Vitro" spaeter geniert wegdreht.
Wenig des ausgefeilten Materials auf "Brooklyn, I Am" versucht sich krampfhaft am modischen Label "Poppunk", THE SATELLITE YEAR setzen auf geordnete aber bombastische Verhaeltnisse, wie sie mal im Posthardcore, mal im Arena-Rock zu Hause sind. "That This Was Wrong" tastet sich als Vorreiter der grossspurigen Produktion direkt bis an die Schmerzgrenze - auf dem Nachfolgealbum zu "Mission: Polarlights" sind die Saarlaender bereit fuer eine Schippe mehr. WE ARE THE OCEAN und THE INTERSPHERE warten ums Eck und haben mit etwas Glueck noch Platz im Tourbus. THE SATELLITE YEAR haetten ihn sich verdient.
Trackliste:
01. That This Was Wrong
02. Early In December
03. Brooklyn, I AM
04. Tarantino: Part II
05. Hurricane / Welcome Home
06. No Clubs For This Town
07. Fireworks
08. In Vitro
09. A Satire Of What Is Wrong With The American Life
10. This Is A Call
11. Universe
12. Not A Relief, Not A Resort