OK. Review für die Band vom Kumpel schreiben. Ich hasse das. Fragen die in die Richtung gehen weiche ich möglichst aus, sowas tippt sich echt jedes Mal unangenehm. Wie konnte ich also wieder in diese Situation kommen? Nun, erst mal sollte klargestellt werden, dass mich diesmal keiner danach gefragt hat, sondern ich mir das Ganze selbst eingebrockt habe. Warum? Weil ich „Worlds“ geil finde. Weil das Teil bei mir seit Release auf Dauerrotation läuft, weil ich mich schon Wochen davor so sehr drauf gefreut habe, dass ich mich dabei erwischen konnte, wie ich – abseits obligatorischer Konzertbesuche, weil man mit den Leuten ja befreundet ist, wer kennt es nicht – die 2-3 Tracks auf Soundcloud bis aufs Erbrechen repeated habe. Und ich – um mich noch mal zu vergewissern, dass ich doch nicht spinne – das Teil Freunden unabhängig voneinander vorgespielt habe. Aber nicht mit so prahlenden Worten wie „Hier hör mal, das ist die eine Band von Freunden“, sondern: „Hier hör mal, kennst schon deren neue Platte?“ Ganz so, als wären die Jungs schon etwas längst etabliertes, das mein Gegenüber doch längst kennen müsste. Und sie fanden es alle geil. Und weil das bei mir – ich glaubte ich erwähnte es bereits – nicht anders ist, schreib ich das Ganze hier. Könnte euch ja auch gefallen.
Hiermit haben wir’s zu tun: Ein Prog-Rock-Irgendwas, mit ganz schnörkellosen Keyboard neben Gesang ungewohnt im Vordergrund. Die Gitarre mal zur Abwechslung ganz begleitend – was der Songdienlichkeit des, ähm, Songwritings, echt gut tut. Wenn sie will kann sie auch fies und exzentrisch, dann sitzt der Fuß ganz tief auf dem Big Muff (nicht das es einen Unterschied machen würde wie tief man das Pedal durchdrückt, liest sich aber ganz cool in Analogie zum Gaspedal), wobei die Band wie MUSE in ihren besten Momenten klingt – wenn auch leider auf „Worlds“ noch nicht in aller ausufernden Breite, wie man es live gewohnt ist. Was gibt’s noch: Ein Intro, bei dem mir – entschuldigt mir diese Phrase – das Herz jedes Mal aufgeht UND plötzlich die tanzbarste Schlagmichtot-Rock-Hook die ich seit Jahren gehört habe folgt („Russian Birch“). Eine irgendwie melancholische, aber irgendwie auch nicht melancholische, Gott ich hasse dieses Wort, Mitsingnummer, die genau aufgrund dieses Zwiespalts so schön ist („Lowe“). Und dann noch eher bodenständiges, aber nicht minder aufregendes („Prick in the Sky“, „Dissolved“), bei dem ich, warum auch immer, gerne an meine alte Liebe OPETH denken muss. Aber eigentlich ist das schon eine ziemliche Untertreibung.
Was mir an „Worlds“ so gut gefällt ist diese gewisse stilistische Offenheit und atmosphärische Vielschichtigkeit, bei der aber trotzdem alles logisch zusammenpasst. Und ich mag wie die Songs sich entwickeln; beispielsweise, wie sich „Russian Birch“ noch mal im letzten Drittel in eine ganz andere, beschwörende Richtung entwickelt. Das kann man generell auch über die ganze EP sagen, die es schafft nach nur fünf Songs dieses „Ich hab gerade ne Reise hinter mir“-Gefühl zu vermitteln, bei dem man immer weiß dass man es mit einem außerordentlich guten Stück progressiver Musik zu tun hat. „Worlds“ ist dabei aber immer super catchy und nie zu verkopft, und wird daher auch deiner Indie-Rock-Freundin gefallen. Noch etwas mehr Dreck, etwas mehr Fuzz und Noise fänd ich für die nächste Veröffentlichung sehr cool, aber das bin nur ich. Aber auch so ist dieses erste Lebenszeichen von THE SECRET SITS eine echt runde Sache geworden. Doch als jemand, der weiß, was es noch nicht auf die EP geschafft hat (und ja, ich sage das mit einem Hauch von Stolz), kann ich mit Zuversicht sagen dass das hier nur der Anfang ist.
Tracklist:
1. Russian Birch
2. Prick In The Sky
3. Lowe
4. Dissolved
5. Worlds