Es ist ein langer, aber angenehmer Weg. Und mit Hilfe der richtigen Dosis Kamikaze-Rock dauert es keine ausufernden Ewigkeiten, bis alle Haftstrafen von „Off With Your Head“ bis „Destroy!“ mit Distortionbank und Stimmbandfolter verhängt sind.
Der Zerstörungsgedanke blitzt also erst zuletzt hervor? Da kann „Victory!“ nur mit den Schultern zucken. THE SMOKING HEARTS kommen aus Großbritannien und sind zu fünft. Da diese beiden Tatsachen auch mit Drehen und Wenden nicht zum gewünschten Endprodukt führen, haben sich Ben, Nobba, Barker und Co. für elf Songs entschieden, die auf der Hardcore-Autobahn selten die Überholspur freigeben – dennoch aber den Hut vor sanfteren Gemütern und Brieffreundschaften ziehen. Fragt man beispielsweise „Benedict“, so rotzt und würgt es kehlige Strophenparts heraus, die kurz vor heiseren CANCER BATS zum Stillstand kommen – würde ihn nicht ein rettender Refrain zur Hilfe eilen.
THE SMOKING HEARTS klingen dabei vielleicht zu angepisst und oberflächlich, um unter jedem Staubkorn dreimal nach zu sehen ob nicht doch schon ausreichend gewichtige Stücke wie „Blue Nun“ oder „Sinking Ships“ im Umlauf sind. Die Briten sehen ihre Aufgabe weniger in der Innovation als in der vitalen Durchsetzung. Fettes Riffing und pfundiger Gesang sind mehr wert wenn es drauf ankommt, als in monotonen Lettern die Livereferenzen runterträllern. Fährt es kurz vor dem Gnadenschuss „Smoke And Mirrors, Baby“ vielleicht auch bis kurz vor die Geduldswand, so ist das zweite Album der Band nicht als Spachtelmaterial für die Fertighauswelt zu ver(sch)wenden. Die paar Gallentropfen, die beim Statusbericht aka. „Yeah“ in „Seatbelts“ ins Publikum spritzen. Oder „Apefight“ als schmerzhaftes Knuckle-Tattoo?
THE SMOKING HEARTS klingen nach zerstörtem Jugendkeller, nach Blut ohne Gewalt und nach zerrissenen Jeanshosen danach. Man wollte sich eh gerade davon trennen. Vom Ballast und dem ganzen Überfluss. Manchmal, so prophezeien es der heisere Mr. Mills und sein Anhang aus wütenden Leidens- oder Feiergenossen – ist es eben ein langer, aber angenehmer Weg. Mit „Victory!“ macht es Böcke, ihn anzutreten.
Trackliste:
1. Off With Your Head
2. Benedict
3. Seatbelts
4. Blue Nun
5. Apefight
6. Stomper
7. The Natural Disasters
8. Sinking Ships
9. Crimes Of Passion
10. Smoke And Mirrors, Baby
11. Destroy!