“...wenn ich meine killswitch-, as i lay dying-, caliban- oder all that remains-alben nett finde DANN KÖNNTE man sich the sorrow reinziehn...“
Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich der österreichische Metalcore-Exportschlager THE SORROW mittlerweile in der Beletage des zeitgenössischen Metals festgesetzt und auch Album Nummer vier verleiht diesem Begriff Flügel.
Mittlerweile ist das Quartett im heimischen Napalm Records Stall angekommen und gemessen an „Misery Escape“ scheinen sie sich dort auch pudelwohl zu fühlen. Nicht die Innovation oder das Streben nach Nischendasein ist seit jeher die Stärke der Band gewesen (insofern könnte der Quintessenz des einleitenden Kommentars eines Lesers durchaus zugestimmt werden), sondern das Zusammenschnüren von modernen Trademarks zu stimmigen, melodisch aggressiven Songs, die Lust auf Urlaub in skandinavischen Ländern - mithin Schweden - machen. Es kann auch streckenweise beruhigt der Albumhörer aus der Hand gelegt werden, ohne dass Angst aufkommen müsste, irgendetwas Wesentliches verpasst zu haben. Dennoch ist Mätze, Andi, Dominik und Tobi a u c h diesmal wieder etwas eingefallen, um sich von ihren vorherigen Releases abzugrenzen, wobei das Songwriting natürlich ausgereifter und vor allem homogener als ohnehin schon ausgestaltet wurde.
Ein wesentliches Merkmal von „Misery Escape“ ist eine Offensive in Richtung Mainstream, ohne jedoch die technischen Finessen außer Acht respektive zurückgeschraubt zu haben. Es ist einfach nur erfreulich, wie spielerisch stark THE SORROW mittlerweile der Konkurrenz das Fürchten lehrt. Die meisten (zu den anderen kommen wir noch) Tracks sind auf den Punkt gespielt und zünden vom Fleck weg. Die Aneinanderreihung von AILD-Wumms und KSE-Eleganz klingt wie ein gut gefetteter Reißverschluss, dessen Zähne eine verschworene Einheit bilden. Auseinandergerissen werden sie nur durch vereinzelte Ausziehversuche, die das Gesamtbild im Grunde nicht beeinträchtigen, aber dennoch wichtig im Gesamtkontext sind. So stehen „A Thin Red Line” und “Lost Chapters” stellvertretend für eine etwas andere Seite der Band, die sich düster, nachdenklich und unangepasst zeigt. Diese geht den etwas unbequemeren Weg über eine fast Postcore’sche Brücke, um musikalisch zu zeigen, dass auch der Gang in die Tiefe intensiv ausgeübt werden kann. Insgesamt fällt das neue Album auch dadurch auf, dass etwas auffällt. Will heißen, trotz aller bemühten Bügeleisen lugen doch noch Ecken und Kanten aus der Tracklist hervor, die von einem melancholischem Gesamtflair umhüllt wurden.
Wenn dann noch weiteres Lob ausgesprochen werden müsste, dann an Sänger/Gitarrist Mätze, der mittlerweile stimmlich nicht mehr aus den CD-Regalen hinweggedacht werden kann, ohne dass Markantes entfiele. Denn es schaffen nur wenige Sänger im modernen Bereich, sowohl bei den harten Shouts als auch beim weichgespülten Singsang Atmosphäre und Hörenswertigkeit zu entblößen. Was unterscheidet THE SORROW letztlich von den Bands im Einleitungskommentar: Sie setzen die Hürde eine Nuance höher!
Tracklist:
1. Retracing Memories
2. The Escape
3. Burial Bridge
4. My Oblivion
5. A Reason
6. Buried In The Deep
7. A Thin Red Line
8. Perspectives
9. Lost Chapters
10. Dead Home
11. Follow The Lights