Ein einhalb Jahre ist es her, dass die Österreicher THE SORROW ihr imposantes Debut Blessings From A Blackened Sky veröffentlich haben, dass mich damals schon an die Wand gespielt hat. Zu meiner damaligen (großen) Überraschung, hatte ich keine Scheibe einer Amiband in den Händen, sondern eine europäische, aber mit einem derart grandiosen Sound, dass man sie damals schon problemlos mit anderen großen Bands, wie IN FLAMES, TRIVIUM, KILLSWITCH ENGAGE, MENDEED und anderen Metalcore Acts der damaligen Stunde nennen konnte.
Heute halte ich ihren neuen Lauschangriff Origin Of The Storm in den Händen und es haut mich erneut um. Zwar würde ich immer noch den Oberbegriff Metalcore verwenden, muss aber gestehen, dass dieser Begriff THE SORROW nicht mehr ganz gerecht wird. Liest man sich ihren Lebenslauf durch, den Jubel der Presse auf Grund ihres Debuts und die Namen mit denen die Österreicher schon zocken durften, überkommt mich als Musiker schon ein bisschen Neid, aber der Erfolg wird mit Origin Of The Storm um so mehr legitimiert. Die Antizipation, dass es auf der Karriereleiter noch ein paar weitere Sprossen nach Oben geht, bedarf keiner großartigen Rechtfertigung.
Allein das durch ein klassisches Klaviermotiv eingeleitete Scars ist ein Nackenbrecher sondergleichen, der vom ersten bis zum letzten Moment Spannung aufbaut Blastbeats, Doublebassgewitter, Monsterriffs, dazu ein Shouting, welches Variationen in allen Stimmlagen und -dichte aufweist. Auch den klaren Gesangseinlagen hat man noch qualitativ hochwertigere Klangfarben beigemischt, als noch auf dem Erstling angeraut, klar, sanft, hoch, in der Mittellage kurz: Toll. I walk alone though fire[...] - nein, das werden sie bestimmt nicht, wenn sich die breite Masse an Origin Of The Storm satt hören darf.
Die Produktion von Toni Meloni, welcher schon Platten von CALIBAN und den HOSEN veredelte, tut sein übriges. Doch ich will anmerken, dass THE SORROW nicht zu den Bands gehören, die auf Platte ein dickes Arrangement und Soundgewebe fahren und live dann eher mittelmäßige Reproduktionen ihrer Tonträger abliefern. Die musikalische Arbeit der Band ist nicht simpel, aber auch nicht so anspruchsvoll, dass sich eine steife Performance vermuten lässt oder gar ein Absacken in der transportierten Songqualität. THE SORROW scheinen ganz genau zu wissen wo ihre Grenzen liegen und das Songwriting lässt erahnen: Da geht noch mehr. Anleihen oder Vergleiche bei genreähnlichen Bands, wie KSE zu suchen wäre ungerecht, denn während erst Genannte sich immer mehr selber kopieren, entdecken sich THE SORROW neu, ohne dabei ihre Wurzeln zu verlieren sie fügen dem Stück Hackmet(tal) einfach nur noch ein bisschen Pfeffer hinzu.
Aber auch THE SORROW sind nicht von einer gewissen Spur Monotonie gefeit, so enthält Origin Of The Storm zwar klassische, progressive, death, wie auch moderne Einflüsse und dennoch sind für mich auf diesen Album nicht nur Knüller, sondern auch ein, zwei Lückenfüller, die ich wegskippe: Tempestuous wäre so ein Song, hier nervt mich, dass ein (in meinen Ohren) ähnliches Arrangement wie in den vorherigen Songs verwendet wird. THE SORROW schaffen jedoch immer wieder den Ausgleich mit Stücken wie Raising The Devil, bei dem ich mir ein heftiges Klopfen auf meinen Schreibtisch nicht verkneifen kann. Der Käufer bekommt 13 Tracks mit satter Produktion und (sieht man von einer partiellen Ähnlichkeit der Songs ab, die man nicht selten bei Alben einer Band hat) facettenreichem Arrangement. Schönes Ding, kaufen!
Tracklist
1. Apnoia
2. Where is the sun
3. My immortal guardian
4. Scars
5. Eyes of darkness
6. Raising the devil
7. Anchor in the storm
8. From this day on
9. Heaven is no place for us
10. Tempestuous
11. Collector of tears
12. Faceless
13. Day of the lord