Österreichs Exportschlager in Sachen moderner Musik meldet sich mit seinem dritten Album zurück und streut sofort mit dem Titel “The Sorrow” Salz in die offenen Wunden der vielen Nerds. Warum eine Selbstbetitelung? Weil es KSE auch so gemacht haben! Weil das „make it or break it“-Album selbstbetitelt als klare Kampfansage durchgeht! Wahrscheinlich ist ihnen einfach kein passender Titel eingefallen...
Letztlich egal, denn auch inhaltlich waren THE SORROW vom fulminanten Debüt an keine „Daniel Düsentrieb im Geiste“-Band, sondern überzeugten auf ihren beiden Vorgängern vor allem durch handwerklich geschickt inszenierten Aufguss des bereits Dagewesenen als durch breit gestreute Innovation. Es war zu lesen, dass es die sympathischen Österreicher nun wissen wollen und sich daher neu definiert haben. Aber Entwarnung ist umgehend gegeben worden, denn treu geblieben sind sie sich dabei selbstverständlich auch.
Nach wie vor sind die Fußstapfen ausgefüllt vom Göteborger Melodic Death Metal und von zahlreichen NWOBHM Bücklingen, letzteres wurde verstärkt auf dem letzten Album eingebracht und harmoniert glänzend zur modernen Metalcore Ausrichtung der Band. Dann werden immer wieder die melodischen Refrains eingeschoben, die sich trotz tausendfachen Hörens niemals zu angestaubt anhören und gesanglich vortrefflich gemeistert werden. An dieser Stelle ist zu sagen, dass Sänger/Gitarrist Mathias „Mätze“ Schlegl nach wie vor zur besten Garde an Metalcore Sängern zählt und allein seiner Stimme zu verdanken ist, dass THE SORROW seit Jahren auf einer Erfolgswelle schwimmen.
Einzug gehalten haben aber in der Tat etwas überraschend (und überraschend gut!) Nuancierungen des Bandsounds, so sind die oben angesprochenen Fußstapfen erweitert worden. THE SORROW hören sich nachdenklicher und melancholischer an. Dem Album inne wohnt eine dunkle Grundstimmung, die einem immer wieder im Trauer schwelgen lässt, und eine insgesamt reifere Gesamtleistung, die dafür sorgt, dass dies alles homogen mit aggressiven Töne oder perfekt sitzende Hooks geeint wird.
Vor allem aber sind sie interessanter geworden. Das Quartett scheint sich im Proberaum verschanzt zu haben, um die technische Versiertheit nach oben zu schrauben. So klingen sie stellenweise progressiv und nach Post, nicht immer nur nach schlichtem Metalcore wie früher. Und: Wo andere das Tempo oder die Brutalität nach unten schrauben, klingt „The Sorrow“ mitunter nach Schmerzen, frisst ordentlich Dreck und fährt auf der Bahn links.
Waren „Blessings From A Blackened Sky“ und “Origin Of The Storm” noch nettes Kraftfutter für zwischendurch, die an mangelnder Langlebigkeit und zu vielen Déjà-vu-Erlebnissen litten, zeigt sich „The Sorrow“ ungewohnt ambitioniert und weitaus vielfältiger. Auch sind bei einer Spielzeit von über 60 Minuten keine Abnutzungserscheinungen hinten raus erkennbar, im Gegenteil, bei „Engraved In Our Hearts“ zum Beispiel bündeln sie noch einmal ihre Stärken und drücken mit ordentlich Tiefgang.
Es darf gespannt auf den Werdegang dieser Combo geschaut werden, denn aus dem europäischen Metalcore-Zirkus sind sie bereits nach drei Alben nicht mehr wegzudenken und vielleicht schaffen sie es in naher Zukunft, sich gänzlich von ihren Wurzeln zu lösen und völlig befreit zuzuschlagen.
Klasse!
Tracklist:
1. Afflictions 05:01
2. Crossing Jordan 04:57
3. The Weight Of The World 04:06
4. Suffering Quotes 04:22
5. Heart Of A Lion 04:03
6. Farewells 05:41
7. You Are My Nemesis 04:18
8. Paragon In Charity 05:07
9. Draped In Misery 05:07
10. Grief Machine 03:55
11. Engraved In Our Hearts 05:03
12. Facing The End 04:06
13. Reach For The Skies 05:17