Plattenkritik

The Toten Crackhuren im Kofferraum - Mama Ich Blute

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Release Date: 26.07.2013
Datum Review: 24.07.2013

The Toten Crackhuren im Kofferraum - Mama Ich Blute

 

 

Damit es sonntags nach der Kirche nicht gleich wieder langweilig wird. Oder um die Zeit zu überbrücken, die die Lackfarbe auf dem Toaster zum Trocknen braucht. Gründe, das neue (Doppel-)Album des Berliner Trashtrance-Kollektivs aus den Regalplätzen deutscher Plattenläden zu befreien, gibt es zahlreiche. Wer angetrunken noch immer Feingefühl und Fäkalniveau mitbringt, schaut sich lieber gründlicher um.

Na klar meinen die das Ernst. Nicht jeder wird schließlich durch Stempel im Bürgeramt zur TOTEN CRACKHURE IM KOFFERRAUM. Ausgefeilte Hobbies für Großstädter – das heißt für „Mama Ich Blute“ nicht bloß Waschgang mit Elektro-Clash („Dreckige Wäsche“), sondern genauso deutliche Worte und akustische Backpfeifen für die maskulinen Waschlappen („Klaus“), hier völlig ungeschoren und skrupellos als Kaugummi betitelt.
Zur Empörung kommt es lang nicht mehr so schnell wie früher – und seit „Jung, Talentlos Und Gecastet“ sogar noch schleppender. K.I.Z. oder DEICHKIND haben in der männlichen Nähe bereits vorgelegt, THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM ziehen selbstbewusst und mit vorlautem Mülltüten-Humor nach. Spaß macht das auch dem nüchternen Hörer hier und da – so richtig funzen tun Zeilen wie „Glitzerhemd, Weiße Weste / Wir Sind Die Gefickten Reste / Jeder Spielt Hier Seine Rolle / Kamera An, Gesichtskontrolle“ allerdings nur kurz.
Zu schmalspurig wirkt die musikalische Untermalung zwischen Discobeats, Klunkerpop und Asi-Punk – zu banal bis unabsichtlich stumpf röhren die Reime von Luise Fuckface, Netja Triebeltäter und Co. Nach einer halben Kiste Sternburg und ein paar Pfeffi sieht die Welt schon anders aus – doch bis dahin bleiben THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM eine Band für live und Abrisskeller.
Auch ein gesprochener Gastauftritt von Bela B. oder das eröffnende TURBONEGRO-„Cover“ „The Age Of Sternburg“ schmecken schnell wie ein nüchterner Schluck aus dem Aschenbecher. Bei „Geniale Asoziale“ hingegen klappen Sound- und Stimmungskonzept: MIA-Dance auf Sparflamme, dazu die rotzigen Riot Grrrl-Chöre á la „... Wir Haben Immer Frei!“ - so lassen sich knappe zweieinhalb Minuten eben auch notwendig füllen. Schade, dass selbst die Bonus-CD des Alter-Ego-Projektes LULU & DIE EINHORNFARM (u.a. Bassist Thomas Echelmeyer und Sängerin Luise) mit handgemachten NDW-Punkschlagern nicht zu dauerhaft zu sättigen weiß. Und so eine Sternburgnacht kann lang sein. Da bedarf es gerne einer üppigeren Basis als „Mama Ich Blute“ zum Warmwerden.

Trackliste:

„Mama Ich Blute“

01. Age Of Sternburg
02. Geniale Asoziale
03. Klaus
04. Du Fehlst Mir
05. Heute Nacht
06. Dreckige Waesche
07. Last Unicorn
08. Ich Brauche Keine Wohnung
09. Wir Werden Nicht Nuechtern
10. Verrueckt Bleiben, Bitte
11. Kopf, Knie
12. Loveboat Kapitaen

„Iiih Hier Riecht´s Nach Lulu“

01. Was Sind Sie Denn Für Eine Person?
02. Ich Bin So Verliebt
03. Essen Ficken, Fernsehn Gucken
04. Pferde Essen Pferde
05. Ich Will Dein Hündchen Sein
06. Ficki Ficki 10 Euro
07. Die Lichter Sind An, Aber Keiner Ist Zu Hause
08. Computer Ganz
09. Tribute To Bierschiss
10. Lulus Einhornfarm

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.