Wenn das sechste Studioalbum der einstigen Screamo-Heroen an irgendeiner Stelle nach der obligatorischen "Ankunft" klingt, dann heißt die Endstation von Bert McCracken und Co. genauso, wie es "Vulnerable" bereits vor zwei Jahren unmissverständlich andeutete: Mainstream.
Natürlich gehen THE USED dabei erhobenen Hauptes über "Los" und kassieren mehr als eine bloße Mitleids-Backpfeife, wie sie etwa das eröffnende "Revolution" aussehen lässt: alle Fett-Rock-Klischees hat der Vierer aus Utah an Bord, Synthievocals und McCrackens berüchtigte Alibi-Screams inklusive. Dazu verweigert "Imagenary Enemy" trotz politischem Themenansatz mit banalen Popcore-Nummern wie "Cry" oder "Generation Throwaway" einfach jegliche Weiterentwicklung. Mit viel Mühe bleibt der Chorus vom kitschigen "El-Oh-Vee-Ee" noch einige Sekunden kleben und der Großteil der Songs frei von etwaig unterstellter Selbstkopie. Wer (dem festgefahrenen Genre zum Trotz) auf Spannung und Anspruch verzichten möchte und musikalische Endprodukte lieber frei von Überraschungen oder Aha-Momenten schätzt, ist bei THE USED im Jahre 2014 (noch immer) goldrichtig aufgehoben: In die Quotenballade "Evolution" und den darauffolgenden Titelsong stopft Hausproduzent John Feldman alle Schubladen-Merkmale, für die der Tellerrand allerdings die Grenze bildet.
Pop, theatralisch-synthetische Produktion und eine überschaubare Anzahl "Hits" bilden das eher ausgelutschte Gerüst von "Imagenary Enemy", unter dem bloß der Die-Hard-Fan noch Potential vermuten dürfte. Nur noch vereinzelt nebenher passiert das Entfesselnde, was THE USED einst zu Pionieren wachsen lies. So verbleibt einstig mit dem aufklärenden "Hidden Track"-Feature nach "Overdose" an sich noch ein Fingerzeig auf bessere, vergangene Tage.
Trackliste:
01. Revolution
02. Cry
03. El-Oh-Vee-Ee
04. A Song To Stifle Imperial Progression (A Work in Progress)
05. Generation Throwaway
06. Make Believe
07. Evolution
08. Imaginary Enemy
09. Kenna Song
10. Force Without Violence
11. Overdose