Plattenkritik

The Welch Boys - Bring Back The Fight

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Release Date: 11.06.2013
Datum Review: 13.06.2013

The Welch Boys - Bring Back The Fight

 

 

Die berühmte Weisheit scheinen THE WELCH BOYS nicht mit Löffeln, sondern eher mit Scherben gefressen zu haben. Auf „Bring Back The Fight“ führt das zu stark tätowierten Straßenköterhymnen, die Großteile ihres Niveaus und Anspruchs bereits im Suff geopfert zu haben scheinen.

Bei THE WELCH BOYS lassen Ed Lalli (SLAPSHOT) und TJ Welch (THE BLUE BLOODS) ihre Vorliebe für Streetpunk und Oi-Core aus dem Sack. Dass die beiden damit in ihrer Heimatstadt Boston nicht gerade eine Genrenische auftun, dürfte sogar dem gelecktem Bankkaufmann bewusst sein, der nach Feierabend klammheimlich auf Dosenbier und Discounter-Schnaps zu den DROPKICK MURPHYS abprollt. Wo genau allerdings die Absichten von „Bring Back The Fight“ liegen, wird weder mit dem stumpfen Titelsong noch mit unterdurchschnittlichen Bratpfannenkloppern wie „Whiskey & Beer“ oder „Flesheater“ deutlich. Nicht viel muss eine Rhythmusgitarre bei musikalischen Verehrungen vor FAR FROM FINISHED, BLOOD FOR BLOOD oder THE BUSINESS können – THE WELCH BOYS aber unterwandern ihr eigenes Riffkontingent stetig. „I Want Whiskey & Beer...“ bratzt der Chorus an neunter Stelle der Platte. Schön und gut, aber wer will das nicht? Ein Großteil der vierzehn Songs – stilecht mit Gröhl-In- und Kneipen-Outro abgerundet – klingt eher, wie in einer halben Stunde angesäuselt zusammengeklammert, ohne bloß einen Ansatz an Details oder Trademarks nachzuladen.
Schade, denn „ Where Have All The Boot Boys Gone?“ kann durchaus mit den Qualitäten mithalten, die Arbeiterklasse und Rock´N´Roll-Attitüde über die Jahre in Bostons Punkrockszene verankert haben. Räudig und vorlaut können THE WELCH BOYS ebenso – „Sudden Death“ und „Hand Grenade“ klingen nicht nur der Gangchöre im Refrain wegen wie die Fankurve beim Champions-League-Finale. Trotzdem ist die Summe von „Bring Back The Fight“ eher zu beschmunzeln als zu begießen: „Hit It And Quit It“ rennt um sein Leben bevor es letztlich bloß den eigenen Schwanz zu fassen bekommt, „Welcome To The USA“ lässt zwei haarige Minuten wie sieben langweilige klingen. Sich textlich auf THE WELCH BOYS zu verlassen stellt sich schnell als ebenso großer Fehler heraus, während Polohemd-Punk Lalli seinen Job stimmlich recht vorbildlich macht.

Das dritte Album der Hockeyfans aus Massachusetts mag bereichernd für Schützenfestjunkies und vormittägliche Festivalhooligans sein – seiner Art wird es hingegen in der Summe nicht gerecht. An jenem düsteren Tag, an dem das Erbe Bostons seine letzten Schritte tut, überreiche man die Schaufel daher bitte jemand anderem als den WELCH BOYS.

Trackliste:
01. Intro
02. Bring Back The Fight
03. Flesheater
04. Where Have All The Boot Boys Gone?
05. Hand Grenade
06. Belly Of The Beast
07. Hit It And Quit It
08. Can't Let Go
09. Whiskey & Beer
10. Your Worst Nightmare
11. Writing On The Wall
12. I Feel Like Drinkin'
13. Welcome To The U.S.A.
14. Sudden Death
15. Someone's Gonna Die
16. Outtro

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.