Mit "Dark Matter" steht das vierte Album des "heavy alternative quintet" THE WORD ALIVE aus Phoenix, Arizona in den Startlöchern und ich muss mich wirklich wundern, was Promoter immer wieder für abenteuerliche Stilumschreibungen erdichten, nur damit man das Kind nicht beim Namen nennen muss: THE WORD ALIVE machen Popmusik, rockig und alternativ angehaucht vielleicht, aber immer noch Popmusik. Heavy ist hier garnichts, muss es aber auch nicht sein, Qualität ist schließlich nicht an einen Härtegrad oder an ein bestimmtes Genre gebunden. "Dark Matter" lässt mich allerdings trotzdem ziemlich kalt, es fehlt sowohl an Biss, als auch an eigenen Ideen. THE WORD ALIVE legen die Schablone an und malen eifrig nach. Elektronisches Fiepen und großzügig ausgelegte Synthieteppiche dominieren das Klangbild; die Gitarren verkommen fast zum Alibi und lassen nur ab und zu mal durch einen eingestreuten KORN-Groove aufhorchen (z.B. bei "Trapped"); solche Momente gibt es aber viel zu selten und der Überraschungseffekt ist somit verschwindend gering. Auch Screams werden nur sehr spärlich eingesetzt, Sänger Tyler Smith setzt vorwiegend auf hellen Klargesang, mit dem er in den 90ern auch gut bei einer Boyband hätte einsteigen können. Immer auf der Jagd nach dem großen Refrain und dabei fast immer furchtbar schmalzig. So verpuffen auch jene rar gesähten Stellen, bei denen die Band aggressiv klingen möchte ("Grunge"), kaum dass man sie überhaupt wahrgenommen hat. Da wirken artverwandte Truppen wie OF MICE & MEN oder WE CAME AS ROMANS im Vergleich schon fast ausufernd brutal.
Irgendwie geht einem auch ständig der Name LINKIN PARK durch den Kopf, die letzte BRING ME THE HORIZON lässt ebenfalls grüßen. Wo diese jedoch ihren ureigenen Sound haben, schaffen es THE WORD ALIVE schlichtweg nicht, aus der Masse ähnlich gearteter Bands und somit aus dem Durchschnitt herauszustechen. Handwerklich und produktionstechnisch gibt es nichts zu beanstanden, das Material von THE WORD ALIVE plätschert aber zu gesichtslos, zu uninspiriert, ja schlichtweg zu glatt dahin, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bei der vorwiegend jugendlichen Zielgruppe wird "Dark Matter" wahrscheinlich trotzdem reissenden Absatz finden, ich halte es da aber eher mit Roger Murtaugh und hör mir lieber nochmal "Hybrid Theory" an.