Zäsur ist ein tolles Wort. Klingt so schön bedeutungsschwer, wollte ich schon immer Mal benutzen. Und endlich ist der Anlass da: „Black Mass“, Album Nummer 4 von Long Islands THIS IS HELL.
Ja, „Black Mass“ stellt schon eine Zäsur im Schaffen der Band da, die mit „Sundowning“ eines der besten und prägendsten Alben des zeitgenössischen, modernen Hardcores veröffentlichte. Schlug „Misfortunes“ noch in eine ähnliche Kerbe, so verabschiedete man sich mit der „Warbirds“ EP zusehends aus der alten Schublade. Weniger Melodie, weniger Verzweiflung, mehr Wut, mehr klassischer Hardcore. Auf dem letzten Album „Weight Of The World“ gesellte sich dazu dann merklich eine – wenn auch sehr leichte – Speed-Metal Schlagseite. Eine Entwicklung, die nun in „Black Mass“ gipfelt.
Sicher, wenn im Promo-Sheet vornehmlich MEGADETH und ANTHRAX als Vergleich genannt werden, dann ist das schon ein bisschen zu viel des Guten. THIS IS HELL sind nämlich immer noch in erster Linie eine verdammt kraftvolle Hardcore-Band mit Travis Reillys markanten 108-Gedächtnis Vocals. Dass genannte Bands aber zweifellos bei der Gitarren-Arbeit von „Black Mass“ Pate gestanden haben, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Bereits das Trash-Riff des Openers „Acid Rain“ lässt aufhorchen. Und überhaupt: verdammter Abriss, dieser Song. Das folgende „Black History“ spiegelt die neue Entwicklung im Sound von THIS IS HELL noch besser wieder. Ein ausuferndes, aber durchaus mitreißendes Solo und ein Travis Reilly der zwischendurch tatsächlich ein bisschen so klingt als könne er auch bei MEGADETH mal hinterm Mikro aushelfen – das ist schon eine Überraschung. Und noch überraschender: das klingt sogar richtig gut, denn „Black Mass“ ist beileibe kein Anbiederung an mainstreamigere Gefilde – vielmehr sind die 10 neuen Songs das brutalste Material, dass die Band bis heute geschrieben hat. „Salt The Earth“, „Mi Nombre“, „Demons“ – alles Songs, die gewaltig nach vorne preschen. Darüber hinaus zeigen sich wirklich alle Beteiligten in Bestform: das Riffing ist tight, die Rhythmus-Sektion presst mächtig Druck in die Songs und Reilly präsentiert seinen neuen Facettenreichtum absolut souverän und unangestrengt. Der Titel-Song ist vermutlich das beste Beispiel dafür. Darüber hinaus ist „Black Mass“ derart knallig produziert, dass nur die Frage offen bleibt, ob das Ganze jetzt eher für Windmills taugt oder doch eher zum Headbangen animiert. Letztlich ist das aber auch ganz egal, denn an der Klasse von THIS IS HELL anno 2011 ändert das nichts.
TRACK LISTING:
1. Acid Rain
2. Black History
3. Salt The Earth
4. Black Mass
5. The Wars: Part I
6. Mi Nombre
7. The Last Outlaw
8. Demons
9. The Reckoning
10. The Wars: Part II