Plattenkritik

Tides From Nebula - Earthshine

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Info

Release Date: 06.05.2011
Datum Review: 27.06.2011

Tides From Nebula - Earthshine

 

 

Wann genau hört man eigentlich Post-Rock? Genau genommen den von der instrumentellen Sorte. Setzt man sich Abends hin, macht sich eine Flasche Wein auf und genießt die sphärischen Klänge? Hört man die Musik auf der Heimfahrt von der Arbeit und summt leise die Melodien mit? Oder lässt man die Musik einfach im Hintergrund laufen, während man sich der Arbeit oder anderen Tätigkeiten widmet?

Mit dem neuen Album von TIDES FROM NEBULA hab ich wirklich ALLES ausprobiert. Sicher bin ich mir allerdings nur bei einer Sache: Die Polen haben sich genau an den richtigen Vorbildern orientiert und schaffen ein tolles Stück Musik. EARTHSHINE strotzt nur so vor großen Melodien, eleganten Spannungsbögen und kleinen elektronischen Spielereien. Leser die mit GODSPEED YOU! BLACK EMPORER, MONO oder den allgegenwärtigen SIGOR RÓS etwas anfangen können, die können an dieser Stelle beruhigt sein, denn hier sind sie im Heimathafen angekommen. Allerdings ist es nicht so, dass man sich wie bei den anderen genannten Bands direkt zuhause fühlt. TIDES FROM NEBULA sind eher die Busfahrt auf dem Weg vom Hafen bis nach Hause, nach einem langen Arbeitstag. Es ist ein tolles Begleitwerk, wenn man gerade einen Soundtrack für das Leben braucht. Es ist aber leider kein Album für das man das Leben anhalten würde.

Genau da liegt auch der einzige wirkliche Kritikpunkt an EARTHSHINE. Das Album ist einfach nicht eigenständig genug und man wünscht sich manchmal fast schon einen Sänger, um die Band von anderen Genrevertretern unterscheiden zu können. Das ändert natürlich nichts an der tollen musikalischen Leistung der Band, allerdings bin ich als Hörer einfach verloren, wenn ich bei der abendlichen Entscheidung, welches Album nun mein Feierabend sein soll, nicht festmachen kann, was den Sound einer Band ausmacht. Bei GODSPEED YOU! BLACK EMPORER und SIGOR RÓS kann ich klar anhand meiner Stimmung ausmachen, auf welche der zwei Bands ich mehr Lust habe. TIDES FROM NEBULA hingegen könnte ich immer auflegen. Das kann man nun sowohl positiv als auch negativ bewerten. Positiv, da die Songs tolle kleine Kunstwerke voller Seele sind. Negativ, da EARTHSHINE nichts bietet, was man nicht auch bei einer anderen Band finden würde. Und in der heute so schnelllebigen Musikwelt, ganz besonders im Post-Rock, gibt es eigentlich keine größere Sünde, als ein Album ohne entscheidende eigene Geschmacksnote zu machen.

Tracklist:
01. These Days, Glory Days
02. The Fall Of Leviathan
03. Waiting For The World To Turn Back
04. Caravans
05. White Gardens
06. Hypothermia
07. Siberia
08. Cemetery Of Frozen Ships

Autor

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Georg

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