Es gibt einen Sound, den kann man anscheinend nur in einem ganz bestimmten Alter spielen. THE MOVIELIFE taten das auf ihrem ersten Longplayer "It's Go Time!" und ihrer "Self-Destruct" 7inch. Und auch HIGH HOPES waren blutjung, als sie auf ihrem selbstbetitelten Longplayer einen rauen, rumpeligen Mix aus Hardcore und "Old School"-Emo spielten. Trotz oder gerade wegen des jugendlichen Alters reihte sich ein unbeschwerter Hit an den nächsten und genau das ist auch bei Pennsylvanias Jungspunden von TITLE FIGHT der Fall.
Überzeugte man bereits mit den Myspace Songs und später im Vorprogramm von SHOOK ONES und POLAR BEAR CLUB mächtig, so setzt man mit "The Last Thing You Forget" noch mal kräftig einen obendrauf. Eines gleich vorwerg: auch Vinyl-Liebhaber sollten in diesem Fall eher zur CD greifen, beinhaltet sie doch zusätzlich zu den 3 Songs der 7inch neun weitere Tracks, u.a. von TITLE FIGHT's erster EP "Kingston", der Split mit ERECTION KIDS und einem weiteren bis dato unveröffentlichten Song. Bis auf das melodisch nach vorne rockende "Symmetry" zeigen sich die neuen Tracks eine Ecke wütender (oder besser gesagt, düsterer), aber zumindest im Fall von "No One Stays At The Top Forever" nicht minder hitverdächtig. Manchmal erinnern TITLE FIGHT nicht zuletzt aufgrund der zwei Sänger an eine rotzigere Version der Gute-Laune Fabrik SET YOUR GOALS, dennoch schwingt bei den 4 Jungs immer ein angenehmer Mid-West Emo Klang mit, der der Musik eine ganz eigene Atmosphäre verleiht. Die kraftvolle, aber unpolierte Produktion (Jay Maas) bewahrt den ungestümten Charakter von TITLE FIGHTs Musik. Recht so, denn jeder, wirklich jeder der 12 Songs geht sofort ins Ohr und verlässt die Gehörgänge auf absehbare Zeit nicht mehr. Egal, ob "Memory Field", "Room 200", "Goldwaite" oder "Western Haikus" - jeder Track auf "The Last Thing You Forget" macht den Titel zum Programm. Geniale, sich gegenseitig jagende Gitarren-Harmonien fräsen sich tief ins Langzeitgedächtnis, während sich die zwei Sänger den Frust über den Vorstadtmief von der Seele schreien und singen. Unglaublich, dass man in so jungen Jahren schon ein derartiges Gespür für Song-Writing haben kann!
Man neigt in der Euphorie zur Übertreibung, trotzdem bleibt festzustellen, dass man LIFETIME inspirierten Hardcore mit Emo-Kante nicht besser spielen kann. Und da man diesen Sound anscheinend nur in einem ganz bestimmten Alter so hinkriegt, steht zu befürchten, dass auch TITLE FIGHT in Zukunft nicht mehr ganz an "The Last Thing You Forget" herankommen werden. Da dürfen es auch mal 9 Punkte sein. Hammer!