TOGETHER aus Aschaffenburg (nicht zu verwechseln mit der portugiesischen Hardcore-Band) sind ja hierzulande längst keine Unbekanntheit mehr. Seit die Band 2008 gegründet wurde, wurden weit über 100 Shows gespielt - dabei hat man einiges an Festland-Europa, aber auch Großbritannien abgegrast. Die Statistiken sprechen also eindeutig für die junge Band und können sich sehen lassen. Ein eindeutiger Grund, der Musik die dahinter steht mal auf den Zahn zu fühlen. Wie auch der selbstbetitelte Vorgänger als 7 Inch kommt „The Odyssey“ (allerdings als doppelte 7 Inch) über das belgische Label I For Us Records in einem überaus schicken Layout auf den Markt.
Where I wanna go? I don’t know. Anywhere – but home.
Mit diesem kurzen Intro ist knackig und präzise beschrieben, worum es bei dieser Platte zu gehen scheint - vor allem um Aufbruch und Veränderung. Alle Texte erwecken den Anschein von Melancholie: Depressionen, Reue und Schuldgefühle spielen eine große Rolle. Allerlei schlechte Gefühle, die TOGETHER da in ihre Texte packen, doch untypisch für den melodischen Hardcore ist das natürlich nicht!
Was allerdings die guten Bands in diesem Genre ausmacht, ist Authentizität. Und durch diese besticht „The Odyssey“ ganz besonders. Die Texte werden durch einen Ich-Erzähler in einem kohärenten, zusammenhängenden Rahmen erzählt, sodass man peu à peu versteht, worum es in der Story geht und was zu dem Wunsch nach Veränderung geführt hat: Es handelt sich also durchaus um ein durchdachtes lyrisches und musikalisches Konzept, das allerdings noch genug Interpretationsfreiraum lässt, um sich eigene Bilder auszudenken. Natürlich sind TOGETHER nicht die ersten, die so musizieren, aber solche Formate haben sich nicht umsonst in den letzten Jahren sehr bewährt. Die Probleme, die die jungen Aschaffenburger aufzeichnen, sind natürlich keine weltbewegenden Dinge, aber dennoch kann niemand verneinen, dass er sich an einigen Ecken wieder erkennt. Genau darin besteht der Charme dieses Outputs, es macht nachdenklich, vielleicht erinnert mich sich sogar zurück und kann sich mit der Melancholie in der Musik identifizieren: Es geht also um die kleinen Geschichten im Leben, die unsere individuelle Welt bewegen. Wer sich auf die Platte einlässt und nach Gutem sucht, wird Hervorragendes finden.
Und das sicher nicht nur textlich. Ergreifende textliche Momente wären schließlich nicht halb so stark ohne eine angemessene melodische Untermalung. Die Wandlung, die TOGETHER vollzogen haben, ist wirklich beträchtlich! Die Rotzigkeit der ersten Demo von 2008 ist fast völlig verschwunden und die Parallelen zu diesen ersten musikalischen Gehversuchen verbleichen. Der richtige Weg wurde eingeschlagen, man hat seine Nische gefunden, sodass höchstens „Melencolia“ vom Erstwerk noch mit den neuen Songs verglichen werden kann - dieser Song ist logischerweise auch auf der selbstbetitelten zweiten Veröffentlichungen vom Frühjahr zu finden. „The Odyssey“ führt den Pinsel weiter, dort wo er bei der letzten 7‘‘ abgesetzt wurde. Inzwischen klingt die Musik sehr ausgereift und auch die Produktion ist sehr glatt und eingängig, ohne sich durch Einfachheit anzubiedern. Während die zwei Gitarren durch abwechslungsreiche und ausgeklügelte Riffs das Grundwerk der Songs bilden, lässt sich auch das Drumming mit vielen Wirbeln, Fills, variablem Beckeneinsatz und Basedrumspiel keinesfalls lumpen. Lediglich der Bass sticht - wahrscheinlich bekräftigt dadurch, dass er sowieso relativ leise gedreht wurde - kaum heraus. Aber man muss es schließlich auch nicht übertreiben mit den Reizen, die da auf das Gehör niederprasseln. Gesanglich wurde ganz klar auch gefeilt, denn das Screaming klingt nicht mehr hohl wie noch auf der ersten Demo, sondern inzwischen sehr professionell und stimmbandschonend. Die Höhepunkte der Platte sind sehr gut verteilt. Es gibt keine schlechten Songs, die man aus hätte herausstreichen können. Sogar das Interlude das den Namen der Veröffentlichung trägt kann auch ohne Gesang überzeugen, der Einstiegsriff erinnert mich aber ironischerweise zunächst an die ebenfalls junge, deutsche Band SUNDOWNING - hoffentlich war das ein Versehen. Taktisch klug ist, dass mit „Summerlights“ der in meinen Augen eindeutig stärkste Song an das Ende gestellt wurde, sodass man nach den 6 Liedern (Intro ist ja nicht wirklich eins) gleich wieder Lust auf eine neue Runde hat. Hier wird auch endlich mal eine Prise Hoffnung in die sonst eher trüben Texte eingestreut, was perfekt durch das unbeschwerte Songwriting untermalt wird. Hört euch den Riff ab 1:15 an, der bleibt euch wahrscheinlich erstmal im Ohr! Spitze.
Was abseits von der oben genannten Stelle im Interlude sehr auffällt: Das Songwriting erinnert kaum an andere Bands. Und das ist eine weitere Stärke, mit der sich die fünf Jungs von manch anderen nationalen Bands abheben. Dieses Release muss sich in Deutschland vor Nichts verstecken. Natürlich gibt es Einflüsse und die lassen sich sicherlich auch recht schnell beim Namen nennen. Ich habe die Band einmal live gesehen, als Vorband für MORE THAN LIFE, DEAD SWANS und DEFEATER. In diese Ecke (DEAD SWANS vielleicht nicht so, DEFEATER dafür umso mehr [vor allem die bluesigen Riffs erinnern sehr an die Band aus Boston]) lässt sich die Musik ganz klar am ehesten schieben. Aber wenn man ganz kurz nachdenkt, kommt man sicher darauf, dass Musik nicht ohne Vorbilder entstehen kann, daher ist hier kein Vorwurf zu erheben. TOGETHER lassen sich noch Luft nach oben für die nächste Platte, alles Andere wäre aber auch nach 2 Jahren Bandgeschichte und im Alter von durchschnittlich knapp über 20 Jahren wirklich mehr als krass. Sollte ich der Band einen Tipp geben, wäre das wahrscheinlich in erster Linie, bestimmte Songzeilen mehr hervorzuheben und die Songs damit noch eingängiger und vor allem mitsingbarer zu machen, vielleicht am Bass ein paar Akzentuierungen vorzunehmen. Ansonsten wurde mit „The Odyssey“ schon fast alles richtig gemacht: Hört euch die Platte an und wenn sie euch so gefällt wie mir, kauft sie euch, erzählt euren Freunden davon, bucht die Jungs und so weiter und so fort. Ich denke es kann der deutschen Szene nicht schaden, wenn kleine Bands weiterhin gepusht werden. TOGETHER hätten es verdient.
Tracklist:
1. Intro
2. September Nights
3. Lover, Sinner, Thief
4. Blue Ocean
5. The Odyssey
6. Thunder and Rain
7. Summerlights