Ich kann mich erinnern als wäre es gestern: Der erste Abend im damaligen Wohnraumatelier zu Hannover. Eine angemietete Wohnung im tiefsten Linden, mittens bewohnten Mietwohnungen und mittens Straßenlärm und S-Bahnverkehr. Der Club: Wie das Wohnzimmer, dass du dir nie leisten konntest, mit Wasserbetten, Chill Out Zonen, Menschen aus dem Bilderbuch und einem Flair wie er unerreicht bleibt. Toni Kater war damals zu Gast im mittlerweile umgezogenen Wohnraumatelier und steuerte zu diesem unbergessenen Abend bei. Eine 4-köpfige Band, die einen Akustiksession in einem Wohnzimmer spielte. Das war Liebe und wir gingen torkelnd und mit Heiratswünschen nach Hause.
Doch zurück zur Realität. Vor mir liegt das neue und zweite Album von Toni Kater und ihrem Ensemble. Als ich sie zum zweiten Mal live gesehen habe spielten sie mit Marr und gingen im Vorprogramm und auf der riesigen Bühne leider völlig unter. Mit "Futter" stehen sie aber wieder im Mittelpunkt, wenn sie ihren leicheten Akustik-Minimal Pop prägen. Tonis Texte sind wieder sehr persönlich, und im Einklang mit dem musikalischen könnte man denke man liest hier in ihrem Tagebuch. Sehr mutig der Hörerschaft einen solch tiefen Einblick in ihr Gefühlsleben zu gewähren... Im großen und ganzen ist "Futter" jedoch etwas zu kurvenlos gehalten, und nur vereinzelt stechen Songs wirklich aus dem Gesamtwerk heraus. Diese Festestellung ist jedoch nebensächlich wenn man gespannt den Texten lauscht, die spannend, mitreißend und ergreifend zugleich sind. In 14 Akten tischen uns Toni Kate und ihre Band also wieder einmal feinsten, emotionalen Pop auf, der leicht bekömmlich in die Gehörgänge geht. Ein schönes und ehrliches Werk moderner und emanzipierter Popkultur.