Spätestens seit der Dokumentation „A Clown Short of Destiny“, wissen wir, dass uns SLIPKNOT belogen hat: Iwoa, und hier besonders deren Heimatstadt Des Moines, ist kulturell gar nicht so öde und tot, wie sie uns das zu vermitteln suchten. Sollte dies doch der Fall sein, ist das von mir zu rezensierende Quintett jedenfalls „too pure to die“.
Ganz ohne Masken und großes Weirdo-Tamtam, präsentieren Paul & Co. eine solide groove-orientierte Musik, die nicht viel von seinem Hörer fordert, außer (wahrscheinlich) live ordentlich die Arme kreisen zu lassen. Doch nicht gleich weg-kategorisieren, denn auch der Stahlliebhaber und der, der mit dem roten Iro an der Ecke einen Euro schnorrt, könnte hier auf seine Kosten kommen.
Als TOO PURE TO DIE damals „Confidence And Consequence“ veröffentlichten, war ich von dieser Platte alles andere als wirklich angetan. Als dann via Trustkill Records die ganze Suppe nochmal an den Ochsen gebracht wurde, nur mit aktuellem Sänger Paul, da, muss ich gestehen, war ich noch nicht einmal geneigt, ihnen eine zweite Chance zu geben. Gut, dass einige von uns älter und auch weiser (?) werden und sich gewisse Gepflogenheiten verändern. Das Plattencover rief sofort einen, möglicherweise absurden, Gedanken auf den Plan: „Das ist das zweite Album, dessen Titel mit einem 'C' beginnt.“ Zufall, Absicht, scheißegal? Ja, mag sein, aber es fiel mir außerdem auf, dass confidence eine confession zu machen, positive oder negative consequences mit sich bringt. Musikalisch ist ihnen der Brückenschlag zumindest gelungen. „Confessions“ überzeugt mich vor allem durch den Druck, den diese Platte ausübt. Ich würde nicht wie andere Kollegen soweit gehen und TOO PURE TO DIE mit den Gottkönigen PANTERA zu vergleichen, aber der Groove sitzt und die Walze ist am Rollen. 4/4, half-time, Mosh. Hier und da ein kleines, nicht zu anspruchsvolles Gitarrensolo eingebaut und man hat einen modern klingenden Metal, wie er wohl in den vergangenen Jahren gern gehört wird. Für mich etwas zu eintönig, um ehrlich zu sein. Zwar gibt es auch hier Stücke, die ich signifikant herausstellen möchte, wie der Opener „Confess“, das melodische „One True Thing“ oder das subversiv power-balladeske „Omerta“. Auch im Finaltrack „Find My Way“ sprechen mich TOO PURE TO DIE wieder an, allerdings klingt alles in allem die gesamte Musik zu ähnlich. Da ist nichts, was das ganze auflockert, interessant macht und einen fiebern lässt. Auch die Brüllvocals welche von im Ansatz melodiös klingenden (punkigen) Gesangseinlagen kontrapunktiert werden, reißen den Hecht nicht aus dem Wasser; will sagen, das Rad neu erfunden wurde hier nicht. Aber dafür eine solide, aber durchschnittliche Platte produziert, die man sich gut anhören, aber nebenbei auch lässig Gemüse putzen kann. Semi-melodiöse Hooks, Mosh-Rythmen und Mitsingrefrains zeichnen „Confessions“ aus und um bei dem Titel zu bleiben: Ich find sogar den Sonntagabend Tatort spannender.
Allerdings muss ich TOO PURE TO DIE die gute Produktion zu Gute halten und dass sie sich nicht gegenwärtigen Trends hingeben, entweder nur zu knüppeln oder reinen Bollo mit Aggrotexten zu machen. Die Ambitionen im Songwriting zu diversifizieren, klingen durch. Ist ok, aber nicht überragend.
Tracklist
I. Confess
II. My vow
III. Gotham City
IV. Can I Live
V. Saving Grace
VI. One True Thing
VII. Define Irony
VIII. Rock Bottom
IX. Omerta
X. Trial
XI. Find My Way