Da knarzt es wieder im Gebälk. Um TRAP THEM wurde ja schon spätestens im Zuge des ausgesprochen gelungenen „Seizures In Barren Praise“ ein gewaltiges Aufhebens gemacht. Und das auch völlig zurecht. Wer sonst kombiniert schon TRAGEDY, ENTOMBED und NASUM auf solch eigenartige Weise, dass sämtliche Plagiatsvorwürfe als bar jeder Grundlage abgetan werden können. (Kann man das heutzutage eigentlich noch ohne Hintergedanken schreiben?) Nun also Album Nummer Drei und auch wenn es zunächst nicht den Anschein hat: einiges hat sich getan.
In einem Interview im OX-Fanzine hat Kurt Ballou vor kurzem bedauert, dass er weniger Produzent als vielmehr Sound Engineer ist, sich also kreativ kaum in den Schaffensprozess der Bands einmischt, bei denen er so die Knöpfchen dreht. Im Hinblick auf KVELERTAK sagte er, dass er diesen nahe gelegt hatte, ihre Songs von jeglichem unnötig verkomplizierenden Ballast zu befreien. Wollten die aber nicht und so klingt deren Debütalbum nun eben wie es klingt. Inwiefern sich TRAP THEM nun vom CONVERGE-Gitarristen ins Gewissen reden ließen ist nicht überliefert. Fakt ist jedoch, dass „Darker Handcraft“ tatsächlich das direkteste und von jeglichem überflüssigen Gramm Fett befreiteste Album der Band ist.
Hintenüber fallen hierbei bis auf eine Ausnahme vor allem Ausflüge in Grindgefilde und die generell oftmals etwas wirr erscheinenden Songstrukturen der Vorgänger. Stattdessen wurde der Crustanteil noch mal deutlich nach oben geschraubt und auch die Hardcore-Parts wirken deutlich prägnanter als noch zuvor. Und das tut der Musik ausgesprochen gut. Niemals laufen TRAP THEM noch Gefahr, sich zu verrennen. Stets ist der Fokus auf das Wesentliche gelegt. Also dicke Riffs und Energie, Energie, Energie. Alles leichtfertig aus dem Handgelenk geschüttelt und fast durchgehend in Hochgeschwindigkeit durchgeballert.
Das alles würde auch schon für 25 äußerst vergnügliche Minuten reichen, doch im Zuge der letzten zwei Songs wird aus „Darker Handcraft“ etwas Größeres. Wenn plötzlich in „Drag The Wounds Eternal“ die Langsamkeit entdeckt wird macht die ungezügelte Raserei der zwei Handvoll Songs im Vorfeld plötzlich einer düsteren Melancholie Platz, die sich dann auch direkt auf das Abschließende, erstaunlich hoffnungslose „Scars Align“ überträgt. Denn bei aller Wut und all dem Geballer, das auf „Darker Handcraft“ seinen Weg in die Außenwelt sucht und findet: über weite Strecken ist das hier ein Album, das einfach Spaß macht, das geiles Riff an geiles Riff reiht und sogar für normale Vers-Chorus-Vers-Songstrukturen Zeit findet (siehe „The Facts“). Daran ändert sich auch zum Ende hin nichts, trotzdem sind die letzten sieben Minuten eine bittere Pille, die so nicht zu erwarten war, sich aber andererseits dennoch hervorragend in den Gesamtkontext einfügt.
Vieles also ist etwas anders an „Darker Handcraft“. Das Songwriting ist so fokussiert wie nie zuvor, alte Bestandteile des Bandsounds müssen neuen weichen und vor allem: TRAP THEM haben nach zwei guten bis sehr guten Langspielern erstmals ein Album erschaffen, das das Prädikat „großartig“ verdient.
P.S.: Kurt Ballous Produktion (oder eben sein Sound Engineering) ist mal wieder absolut großartig. Aber in dieser Hinsicht hatte wohl niemand etwas anderes erwartet.
(Manuel F.)
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An sich müssten TRAP THEM bei mir leichtes Spiel haben: D-Beat hier, etwas Grind da, etwas Swedish-Death-Metal und eine kleine Priese Düsternis ergeben am Ende des Tages einen wuchtigen Sound, den man so nach wie vor noch nicht zu hören bekam. Und das, obwohl die Band schon gute 10 Jahre im Geschäft ist, und sich in der Zeit mittlerweile auch weit über den Status des Geheimtipps für Freunde des CONVERGE-/Kurt-Ballou-/Deathwish-Sounds erhoben hat. Was läuft also schief mit der neuen TRAP THEM? Eigentlich nichts. Der Sound ist, wie angesprochen, absoluter Wahnsinn, ordentliche Riffs sind auch zu Hauf vertreten, Sänger und Produktion besitzen ordentlich Rotz und Dreck und die Songs sind kompakt und doch dynamisch. So richtig „klick“ macht‘s bei mir dennoch nicht. Und das liegt wohl vor allem daran, dass die Stücke über ihr dröhnendes Schwergewicht nicht mehr Tiefe zu bieten haben. Gute Momente gibt es zahlreich, nur können sie lediglich gut „rocken“, nicht aber unter die Haut gehen. TRAP THEM sind ein großer D-Beat-Zug, der mit rasender Geschwindigkeit an einen vorbei zieht. Doch ist er erst mal vorbei, bleibt auch nicht mehr viel außer dem Respekt vor der Wucht. Lediglich das in seiner rhythmischen Gleichmäßigkeit und in seinem Einsatz von Rückkopplungen und allerlei Effekten recht bewegende „Drag The Wounds Eternal“ zeigt kurz vor Ende, das diese Band mehr kann als einfach nur hart sein – doch das dann leider nur zweieinhalb Minuten, und das eben erst kurz vor Ende. Doch das alles mögen arg aus den Fingern gesaugte Kritikpunkte sein für eine Band, die eben eigentlich doch alles richtig macht, und letztlich eben nur abgehen will. Weiß Gott warum ich mit dieser Platte auf keinem grünen Ast lande – aber vielleicht bin ich da ja nicht der Einzige.
(Olivier)