Plattenkritik

TRAPPED UNDER ICE - Heatwave

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Info

Release Date: 07.08.2017
Datum Review: 07.08.2017
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Backstabbed
02. XL
03. No Relief
04. Do It
05. Throw It Away
06. Pressure Is On
07. Oblivion
08. Slow Death
09. Heatwave
10. Other Side
11. Move

TRAPPED UNDER ICE - Heatwave

 

 

Tatsache, 6 lange Jahre ist es mittlerweile her, dass Baltimores Abrissbirne TRAPPED UNDER ICE das letzte Album veröffentlicht hat. Warum einem das gar nicht sooo lang vorkommt, liegt auf der Hand, denn mit den Nebenprojekten TURNSTILE und ANGEL DU$T (und der hauptamtlichen Band des Bassisten, den famosen DOWN TO NOTHING) waren die Mitglieder mehr als beschäftigt und verwöhnten einen - wenn auch anders ausgerichtet - mit absoluten Top-Alben. Bei der Ankündigung von Album Nummer drei stand dann schon ein bisschen die Frage im Raum, inwieweit sich das musikalisch auf das Schaffen von TUI auswirken würde. Tatsächlich stärker als gedacht.

14 Minuten Spielzeit, alle Songs knapp über der Minutenmarke - das lässt schon mal aufhorchen, denn in der Vergangenheit ließen sich TUI für ihre maximal wuchtigen, stark NYHC-geprägten Songs eher doppelt soviel Zeit. Hat man anfangs noch die Hoffnung, dass die Band einfach noch schnörkeloser und direkter zu Werke geht, muss man schnell feststellen, dass TUI nur noch bedingt die Band ist, die mit Brechern, wie "See God", "Soul Vice", "Believe" oder "Reality Unfolds" alles in Schutt und Asche gelegt hat. Den Groove, der die Band lange Zeit auszeichnete und einen mehr als einmal an die mächtigen CROWN OF THORNZ denken ließ, bietet "Heatwave" nur noch stellenweise. Auch Justin Tripps Vocals klingen anno 2017 weniger hasserfüllt, sogar die ein oder andere Gesangseinlage ist dabei. Aber wonach klingen die neuen Songs denn nun eigentlich? Wenn man ehrlich ist: ein bisschen nach einem Kompromiss.

Während der 11 Songs auf "Heatwave" beschleicht einen immer wieder das Gefühl, dass TUI ab jetzt genauso wenig in eine Schublade passen wollen, wie TURNSTILE und ANGEL DU$T. Grundsätzlich ja nicht verkehrt, doch leider ist das Ergebnis so eine "weder/noch" Geschichte. Weder klingt man so überragend explosiv und mitreißend, wie TURNSTILE, noch klingt man so catchy und hymnisch wie ANGEL DU$T. Und leider klingt man auch nur selten so mitreißend brutal, wie in der Vergangenheit. Stellenweise hat man ein bisschen den Eindruck, als würden TUI die Songs spielen, die TURNSTILE und ANGEL DU$T bei ihren letzten Alben aussortiert haben. Zugegeben, solide ist das allemal und das Energie-Level wird durchgehend hoch gehalten, wirklich befriedigend ist es aber auch nicht.

Es ist nicht so, als habe "Heatwave" nun gar nichts mehr mit TRAPPED UNDER ICE zu tun. "Backstabbed", "XL", "No Relief", "Oblivion", "Slow Death", "Do It" und "Other Side" sind ohne Zweifel solide Hardcore-Kost, wenn auch leider immer wieder mit überflüssigen, fast schon inflationären Soli zugemüllt. Das sehr punkige "Throw It Away" ist zwar ein netter Song, aber wenn ich ANGEL DU$T hören möchte, dann lege ich eben ANGEL DU$T auf - und nicht TUI. Das folgende "Pressure Is On" startet mit einer netten Melodie, schmiert dann aber ins völlig Banale ab und geht trotz seiner Kürze schnell auf die Nerven. Der punkige Titel-Track ist zwar grundsolide, wäre auf einem ANGEL DU$T Album trotzdem eher ein Skip-Kandidat. Was der völlig bescheuerte Rausschmeißer "Move" soll, bleibt mir ein Rätsel. Klingt wie ein schlechter Mosh-Part mit nervig-schrägen Vocals und wenig mitreißenden Percussions. Leider so ziemlich die schlechteste Art, ein Album zu beenden.

Wohlwollend könnte man sagen, dass TRAPPED UNDER ICE auf "Heatwave" einen Scheiß auf Genre-Grenzen geben und einfach mal was Neues probieren. Gleichzeitig kommt es einem aber gar nicht so neu vor, weil man es bei den anderen Bands der Mitglieder schon in ähnlich (nur leider auch besser) gehört hat. Es bleibt der Eindruck, dass TRAPPED UNDER ICE genauso tanzbar und experimentierfreudig klingen wollen, doch wirkt das Ganze  eher zappelig und unausgegoren. Zwar bietet das Album ein paar absolut solide Songs, insgesamt scheint es aber so, als hätten sich TUI zwischen ihren Zweit-Bands aufgerieben und dabei das aus den Augen verloren, was sie selbst besonders gemacht hat. An "Heatwave" werden sich die Geister scheiden - zumindest mir waren die alten TRAPPED UNDER ICE lieber.

Autor

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Sascha

Autoren Bio

http://www.shocksmusic.bandcamp.com